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Kuriose Vogelwelt #3: Vögel sehen bunter

Kuriose Vogelwelt #3: Vögel sehen bunter

Das ist eindeutig blau“ – „Nein, das ist ganz klar grün!“ Ob andere Menschen andere Farben sehen, ist schwer zu beurteilen. Bei Vögeln ist es noch komplizierter: Sie haben mehr Farbzeptoren als wir und sehen auch Ultraviolett!

Wie funktioniert das Farbsehen?

Wie sehen Vögel denn nun genau? Um das zu verstehen, braucht ihr ein wenig Grundwissen zum Thema Sehen. Vielleicht hilft eine kleine Blitz-Wiederholung eures Schulwissens: In der Netzhaut des Auges befinden sich verschiedene Sinneszellen. Stäbchen sind für das Schwarz-Weiß-Sehen verantwortlich, Zapfen für die Farbwahrnehmung. Jeder Zapfen deckt einen bestimmten Bereich des Farbspektrums ab. Umso mehr Zapfentypen vorhanden sind, umso nuancierter wird die Farbwahrnehmung. Um überhaupt verschiedene Farben unterscheiden zu können, braucht es mindestens zwei Zapfentypen. Das reicht den meisten Säugetieren. Primaten wie wir Menschen hingegen haben drei Zapfentypen, um etwas genauer zwischen verschiedenen Farben differenzieren zu können. Doch auch das ist noch zu toppen: Vögel haben noch einen weiteren Zapfentyp.

Farbsehen bei Vögeln

Mit ihren insgesamt vier Zapfentypen sehen Vögel auch ultraviolettes Licht. Aufbauend auf den griechischen Wörter für „vier“ und „Farbe“ nennt man Vögel daher auch Tetrachromaten. Aber Vorsicht: Das heißt nicht, dass Vögel einfach eine Farbe mehr sehen. Besser stellt ihr es euch so vor: Bei uns Menschen funktioniert die Farbwahrnehmung über drei Zapfen und lässt sich mit all ihren Mischfarben als Dreieck darstellen. Da es bei Vögeln vier Zapfen sind, wird daraus eine Pyramide: Auf der neuen Ebene entstehen daher unzählige Mischfarben, die wir Menschen nicht sehen können. Dazu kommt, dass im Vogelauge winzige Öltröpfchen im Zapfeninneren als Farbfilter wirken. Dadurch entstehen wesentlich mehr Arten spezialisierter Zapfen, die selbst kleinste Farbunterschiede wahrnehmen. Auch wenn es schwer vorstellbar ist: Vögel sehen bunter.

Die Farbwahrnehmung von Vögeln hat man nicht nur am Vogelauge festgestellt, sondern auch in Experimenten bewiesen. Leider ist man erst in den letzten Jahrzehnten darauf gekommen, die UV-Wahrnehmung von Vögeln in solche Experimente einzubeziehen.

Was nützt den Vögeln ihr Farbsehen?

Wie bei anderen Lebewesen auch hat Farbe bei Vögeln drei Hauptfunktionen: Kommunikation, Tarnung und Warnung. Das erweiterte Farbsehen der Vögel erweitert das Spektrum der Möglichkeiten in diesem Bereich. Da sie besser sehen als die meisten Säugetiere, können sie diese Fähigkeit gegenüber Fressfeinden und Konkurrenten um Nahrung und Lebensraum nutzen.

Bei der Partnersuche kommt der Farbwahrnehmung der Vögel eine besondere Bedeutung zu. Viele Vögel, die für uns Menschen gleich aussehen, sind tatsächlich mit unsichtbaren Mustern ausgestattet, die nur im ultravioletten Bereich sichtbar sind. Das heißt, Vögel können Männchen und Weibchen auch dann auf den ersten Blick auseinander halten, wenn sie für uns komplett gleich aussehen. Für das Vogelmännchen hat das den Vorteil, dass es dem Weibchen mit einer auffälligen Musterung schmeicheln kann, ohne sich dadurch gleichzeitig für feindliche Säuger auffälliger zu machen.

Auch bei der Nahrungssuche hat die UV-Sicht der Vögel große Vorteile. Über das abgestrahlte UV-Licht von Beeren und Früchten erkennen Vögel schon von weitem, ob diese reif sind. Genau wie Insekten erkennen Vögel im ultravioletten Bereich andere Pflanzenteile als für uns Menschen sichtbar sind. Glaubt ihr nicht? Dann schaut euch doch Fotos von diesen UV-Malen an! Auch Greifvögel haben übrigens etwas von ihrem erweiterten Farbsehen: Mäuse-Urin leuchtet schon von weitem Ultraviolett, sodass Jadgebiete sich schon aus der Vogelperpektive erschließen.

Ausnahme im Farbsehen: Eulen

Alle Vögel sehen bunter? Nicht ganz. Nachtaktive Vögel wie Eulen haben mehr Stäbchen als Zapfen im Auge. Das heißt, ihr Sehen ist mehr auf Lichtempfindlichkeit als auf Farbenvielfalt ausgerichtet. Für die Jäger der Nacht hat das natürlich nur Vorteile. Kein Grund also, sich vor den farbverwöhnten Artgenossen zu grämen.

Foto: Maik Meid (Lizenz: CC BY-SA 2.0) / flickr.com

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