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Havelländisches Luch – Letzte Zuflucht für die Großtrappe

Havelländisches Luch – Letzte Zuflucht für die Großtrappe

Inmitten des Havellandes nordwestlich der deutschen Hauptstadt erstreckt sich ein weites Bruchland: das Havelländische Luch. Als Europäisches Vogelschutzgebiet beheimatet es eine Vielzahl seltener Vogelarten.

Dank weitestgehend unberührter Natur gedeihen in dem von unzähligen Wassergräben durchzogenen Landstrich eine seltene Flora und Fauna. Störche, Reiher und Kraniche finden hier eine Heimat, den gefährdeten Großtrappen bietet es eines ihrer letzten deutschen Refugien.

Aus Moor und Sumpf entwachsen: Havelländisches Luch

Zum Naturpark Westhavelland gehörend ist das Havelländische Luch Teil eines der größten zusammenhängenden Feuchtgebiete. Nachdem es in der Weichselkaltzeit als Moor- und Sumpfgebiet entstand, wurden seit dem 18. Jahrhundert verschiedene Maßnahmen zur Entwässerung ergriffen: Wehre, Deiche und Gräben entwässerten das Gebiet und wandelten es zu großflächigem Wiesen- und Ackerland um. Das ehemals vermoorte Tal wurde damit erstmals für die Landwirtschaft erschlossen. Was den Landwirten zugute kam, musste die Pflanzen- und Tierwelt ausbaden: Mit der Entwässerung verschlechterte sich ihr Lebensraum erheblich.

Die wichtigsten Kanäle, die die Flächen zur Wasserstandsregulierung durchziehen, sind der Havelländische Große Hauptkanal und der Kleine Haupt- und Grenzkanal. Säumende Pappeln und Schwarzerlen an den Gräben und Kanälen verleihen der Region ihr charakteristisches Äußeres.

Geschützter Lebensraum für Flora und Fauna

Im Havelländischen Luch nehmen Natur- und Artenschutz eine bedeutende Rolle ein. Ausgewiesen als Naturschutzgebiet und Europäisches Vogelschutzgebiet dienen verschiedene Maßnahmen dem Erhalt der regionalen Flora und Fauna. Im Winter und Frühjahr halten seit 1990 Staueinrichtungen Wasser zurück, das in dieser Zeit 200 bis 300 ha Land überschwemmt und 1.000 bis 1.500 ha vernässt. Durch dieses Vorgehen entstehen alljährlich wichtige Rast- und Brutplätze für ortsansässige Vogelarten wie Trappen, Enten und Kraniche.

Besonderes Augenmerk liegt beim Artenschutz in der Region auf den vom Aussterben bedrohten Großtrappen. Das Havelländische Luch bietet dem kräftigen Vogel einen der letzten Rückzugsorte in Deutschland. Bei einem derzeitigen Bestand von etwa 130 Tieren befindet sich die größte Population im brandenburgischen Havelland nahe Buckow. Weltweit finden sich noch knapp 50.000 Großtrappen.

Dank intensiver Schutzbemühungen erholt sich der Bestand in Deutschland seit der Jahrtausendwende leicht. Damit die Trappen ihre Brut in Ruhe aufziehen können, wurde in der Nähe von Buckow eine 30 Hektar große Fläche eingezäunt. Fraßräuber wie Füchse und Marderhunde werden erfolgreich abgewehrt. Indem die Acker- und Grasflächen in der Gegend extensiv bewirtschaftet werden, profitieren die Tiere von einem vielfältigen Nahrungsangebot. Die hungrigen Küken lassen sich damit gerade in ihrer Entwicklungsphase besonders gut nähren.

Natürliches Spektakel für Vogelbegeisterte

Die Großtrappen sind es auch, die das Havelländische Luch neben der reizvollen, unberührten Natur zu einer besonderen Region für Vogelliebhaber machen. Fast einzigartig in Deutschland, lassen sich zwischen Garlitz und Buckow und zwischen Jahnberge und Warsow die großen, mit dem Kranich verwandten Vögel beobachten. Mit einem Gewicht von bis zu 18 Kilogramm stellen die Trappen die wohl schwerste flugfähige Vogelart der Welt dar.

Alljährlich von Anfang April bis Ende Mai lockt ein besonderes Schauspiel Vogelbegeisterte ins Havelland: die spektakuläre Balz der Großtrappen. Mit stampfenden Füßen lassen die ausgewachsenen Hähne ihren Hals anschwellen, klappen ihre Flügel um und ploppen mit der Kloake. Um möglichst vielen Hennen ringsum zu imponieren, kommen die Hähne dabei so in Rage, dass sich ihr Herzschlag von 120 auf 900 Schläge pro Minute beschleunigt.

Von Beobachtungstürmen aus erscheinen die großen Wiesen wie ein Meer voll heller Federbälle – dem weißen Untergefieder der Tiere sei Dank. Am aktivsten sind die Trappen in den Morgenstunden nach Sonnenaufgang und vom späten Nachmittag bis abends. Wer das Spektakel in Ruhe ohne Gedränge verfolgen will, sollte sich unter der Woche oder in den Morgenstunden auf den Weg machen.

Foto: Botaurus stellaris / Wikipedia

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