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Zwischen Himmel und Erde – das ICARUS-Projekt

Zwischen Himmel und Erde – das ICARUS-Projekt

Trotz mannigfaltiger wissenschaftlicher Erfolge sind wir Menschen noch immer nicht in der Lage, den Bewegungen von Tieren über den Erdball detailliert zu folgen. Das ICARUS-Projekt soll das ändern und führt ein globales Tierbeobachtungssystem ins Feld. Dessen Herz wird bald auf der internationalen Raumstation ISS schlagen.

Systeme für die globale Beobachtung von Tieren gibt es natürlich schon länger, doch die meisten von ihnen sind nach wie vor mit frustrierenden Nachteilen verbunden. So mussten Geräte, die an Tieren befestigt wurden, um ihre Lebensdaten aufzuzeichnen, immer zurückgeholt werden, weil Wissenschaftler erst dann an die Daten herankamen. So gingen viele Aufzeichnungsgeräte verloren oder konnten nie ausgewertet werden. Ein weiteres Problem: viele Systeme nutzen das Mobilfunknetz, welches aber in vielen Regionen der Erde nicht verfügbar ist.

Beobachtungssysteme, die mit Satelliten arbeiten, gibt es seit den 70er Jahren. Allerdings waren die verwendeten Sender lange Zeit so groß und schwer, dass nur entsprechend große Tiere damit ausgestattet werden konnten. 75% der Tierwelt blieb so unbeobachtet, darunter Singvögel, Fledermäuse und Insekten.

Das ICARUS-Projekt

Genau auf diese kleineren Lebewesen, die unseren Planeten bevölkern und auf ihm nicht selten von Kontinent zu Kontinent wandern, spezialisiert sich das ICARUS-Projekt. (ICARUS steht für International Cooperation for Animal Research Using Space, eine 2002 gegründete Kooperation von Wissenschaftlern.)

Wie bereits gesagt, stellen diese Tiere einen Großteil unserer weltweiten Fauna und könnten uns wichtige Informationen über den Zustand des Ökosystems Erde liefern. Gerade in diesen Zeiten, wo die Bestände wandernder Tierarten immer weiter zurückgehen, müssen wir die Gründe dieser Entwicklungen erfahren. Die Tiere gelangen an die entlegensten Orte der Erde und sind gute Indikatoren für den Zustand der Umwelt. Ziegen am Ätna weisen mit ihrem Verhalten auf bevorstehende Vulkanausbrüche hin, Enten sind ein Anzeiger möglicher Krankheiten und Epidemien. Grundsätzlich soll das System Wissenschaftler über den genauen Aufenthaltsort, die Geschwindigkeit und die Vitalfunktionen jedes Tieres informieren können, das einen Sender trägt – und zwar rund um die Uhr, egal wo es sich befindet.

So können etwa die genauen Routen von ziehenden Singvögeln ermittelt werden und auch, welche Umweltfaktoren die Tiere zur Orientierung nutzen. Populationsveränderungen, Tiersterben und die Ausbreitung von Infektionskrankheiten sollen erkannt und möglichst gut bekämpft werden.

Wie funktioniert das ICARUS-Projekt?

Das ICARUS-Projekt wird im Herbst 2016 auf der Raumstation ISS starten, welche die Relaisstation des Systems sein wird. Die Tiersender nehmen Kontakt mit der Weltraumstation auf und übermitteln ihr Daten. Diese werden ans Betriebszentrum auf der Erde weitergeleitet, wo Wissenschaftler das Raumsystem überwachen und die Tierdaten auswerten können.

Dazu dient die frei verfügbare Datenbank „Movebank“, in der sämtliche Daten über die Bewegung von Tieren gespeichert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Auf der Erde können die Wissenschaftler übrigens auf kurze Distanz auch über Handgeräte mit den Tiersendern in Kontakt treten, um deren Daten zu erfahren.

Die Sender für ICARUS sollen anfangs etwas weniger als 5 Gramm wiegen, doch die Wissenschaftler arbeiten unermüdlich an noch leichteren Modellen, um das Leben und Verhalten der Tiere so wenig wie möglich zu beeinflussen.

Die globale Beobachtung von Tieren wird immer wichtiger und kann entscheidende Hinweise liefern, die uns helfen, unsere Tiere, die Umwelt und letztendlich uns selbst zu schützen.

Foto: USFWS Mountain-Prairie (Lizenz: CC BY 2.0)

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