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Allgemein Naturwelt

Zwischen Hochhaus und Supermarkt: Lebensräume der Stadt

Zwischen Hochhaus und Supermarkt: Lebensräume der Stadt

Auch wenn es nicht immer den Anschein hat, können Großstädte und Siedlungen ein attraktiver Lebensraum für viele verschiedene Vogelarten sein – denn für Nistmöglichkeiten und Nahrung sorgen wir Menschen oft unbewusst selbst.

Viele Menschen wünschen sich, in den vergangenen Zeiten der Ritter und Burgen leben zu können, doch hängen sie dabei einer meist stark romantisierten Vorstellung nach. Allein schon gesundheitlich war das Mittelalter eine äußerst dunkle Zeit und der Lebensstandard in den Städten ließ zu wünschen übrig, nicht zuletzt, weil es hinter den dicken Mauern kaum Grünflächen gab. Auch aus der Vogelperspektive gaben Städte daher keine verlockenden Ziele ab. Heute allerdings, wo Parks und Grünflächen ein wichtiger Bestandteil unserer Wohnorte sind, gibt es immer mehr Lebensräume in der Stadt, sogar für eher seltene Vögel.

Ihnen allen ist gemein, dass sie in der Stadt einen Ersatz für ihren (ehemaligen) natürlichen Lebensraum sehen, der in vielen Fällen von Landwirtschaft und Bebauung zerstört wurde. Daher ist es zwar gut, Vögel in der Stadt zu unterstützen, doch unser hauptsächliches Ziel sollte immer noch darin bestehen, ihre ursprünglichen Lebensräume zu schützen.

Lebensräume in der Stadt: Architektur

Moderne Stadtkerne bieten heute oft ein ähnliches Bild. Glatte Fassaden großer Gebäude, Straßenschluchten, viel Beton, Metall und Glas, wenig Grün. Straßentauben und Haussperlinge sind hier am häufigsten anzutreffen und profitieren oft von Essensresten und Abfällen. Aber auch Dohlen, Mauersegler, Amseln und Hausrotschwänze finden sich hier zurecht. In der Münchner City leben nicht weniger als 60 Turmfalkenpaare. Diese ehemaligen Felsbrüter nutzen Nischen in hohen Gebäuden als Nistplätze und schießen auf der Jagd nach kleineren Vögeln und Tauben durch die Hochhausschluchten, ähnlich wie die Wanderfalken.

Haussperlinge sind ebenfalls sehr erfinderisch, was ihre Nistplätze angeht. Sie brüten unter Dachvorsprüngen, in Mauerlöchern, hinter Leuchtereklamen und so weiter. Auch Mauersegler, die ihr Leben abgesehen von der Brut im Flug verbringen, schlüpfen in die kleinsten Löcher unter Dachrinnen oder auch in Stuck-Hohlkörper. Dohlen beziehen normalerweise die alten Baumhöhlen von Schwarzspechten, nutzen in der Stadt aber auch alle möglichen Öffnungen an alten Gebäuden wie Schlössern, Kirchen und auch Brücken. Ein weiteres, sehr bekanntes Beispiel ist der Hausrotschwanz, dessen Name schon sagt, dass er sich gern an und auf Gebäuden einnistet. Normalerweise brütet er zwar in felsigen Gebirgslagen, in der Stadt müssen Balkone, Dächer und Mauerlöcher herhalten.

Lebensräume in der Stadt: Parks und Grünflächen

Was wir Menschen an der Erholung im Grünen so sehr schätzen, sind ja nicht nur die Pflanzen und die frische Luft, sondern auch fröhliches Vogelgezwitscher. Dafür sorgen auf Grünflächen etwa 70 verschiedene Vogelarten! Das Angebot an natürlicher Nahrung und Nistplätzen ist hier natürlich höher als in der Innenstadt, auch der Geräuschpegel hält sich (meistens) in Grenzen. Das nutzen Buntspecht, Gartenbaumläufer und Kleiber als Stammkletterer gern aus, sofern große Bäume vorhanden sind. Sperber, Habicht, Graureiher, Elster und Rabenkrähe schließen sich an.

Je nach dem, ob Gewässer vorhanden sind, geben sich auch verschiedene Wasservögel ein Stelldichein. Bei genug Brutmöglichkeiten kann man auch Birkenzeisig und verschiedene Drosselarten beobachten.

Lebensräume in der Stadt: lebende Betonwüsten

In den kargen Flächen der Parkplätze und Rollfelder sehen manche Vögel einen brauchbaren Ersatz für ihren eigentlichen Lebensraum. Die Haubenlerche wurde nach dem Zweiten Weltkrieg „Trümmervogel“ genannt, weil sie sich so gern in den Wüsten aus Schutt und Gebäudetrümmern aufhielt. Normalerweise lebt sie in Halbwüsten und Steppen und fand in den Nachkriegslandschaften ähnliche Bedingungen. Heute ist sie vor allem auf Industriegelände und großen Parkplätzen anzutreffen, wo sie sich von Menschen nicht wirklich bei der Nahrungssuche stören lässt.

Auch Bachstelzen, Steinschmätzer und Flussregenpfeifer mögen übersichtliche, steinige Landschaften mit Spalten und Höhlungen. Vor allem der Flussregenpfeifer nutzt häufig die flachen, gekiesten Dächer von Supermärkten und anderen Gebäuden als Brutplatz.

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