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Allgemein Vogelwelt

Thorshühnchen – furchtloser Wassertreter

Thorshühnchen – furchtloser Wassertreter

Das Federkleid der Thorshühnchen wechselt mit den Jahreszeiten: im arktischen Sommer sind sie kupferrote Stars der Tundra, im Winter machen sie sich als unscheinbare Grauröcke in Richtung Afrika und Amerika auf.

Aussehen

Beim Thorshühnchen unterscheiden sich Prachtkleid und Schlichtkleid sehr stark voneinander. Das Weibchen ist nicht nur größer, sondern im Sommer auch auffälliger gefärbt als das Männchen. Es leuchtet dann größtenteils rostrot, nur die schwarzbraune Kopfkappe und die schwarz-weiße Flügelzeichnung heben sich deutlich ab. Die Wangen sind weiß, die Augen schwarz umrandet, der Schnabel gelb mit schwarzer Spitze. Beim Männchen sind die Farben weniger kräftig, die Kopfkappe eher hellbraun.

Im Ruhekleid unterscheiden sich Männchen und Weibchen nur noch durch ihre Größe. Beide haben einen weißen Bauch und Kopf, Nacken und Rücken sind dagegen grau und werden zum Schwanz hin dunkler. Die Schwarzanteile am Schnabel sind jetzt größer und hinter dem Auge sitzt ein schwarzer Kopffleck. Das Thorshühnchen ähnelt in diesem Kleid dem verwandten Odinshühnchen.

Vorkommen

Als Langstreckenzieher verbringt das Thorshühnchen den Winter vor den Küsten Südamerikas und Afrikas. Umso kühler lebt es im Sommer, denn die nördlichen Regionen Kanadas, Alaskas und Sibiriens zählen zu seinen Brutgebieten, ebenso Grönland, Island und das zu Norwegen gehörende Spitzbergen am Nordpolarkreis.

Im europäischen Binnenland ist das Thorshühnchen nur zu beobachten, wenn es auf dem Zug von Stürmen oder anderen Störungen vom Kurs abgebracht wird. Auch an der Nordseeküste kann ein geübtes Auge mit Glück Thorshühnchen ausmachen, die in ihre arktische Heimat zurückkehren.

Vogelbeobachtungs-Tipps

In Landschaften der Tundra leben Thorshühnchen oft in kleineren Kolonien zusammen. Die Nähe von Tümpeln oder Seen ist sehr wichtig, da die Wassertreter dort ihre Nahrung (Insekten, Kleinkrebse) erbeuten, indem sie ruhelos im Wasser herumpicken. Im Winterquartier konzentrieren sie sich vor allem auf Plankton und andere Kleinstlebewesen. Es sollen sogar schon Thorshühnchen auf dem Rücken eines auftauchenden Wals gelandet sein, um dort Bakterien aufzupicken.

Im Bezug auf Balz und Liebesspiel sind Thorshühnchen etwas besonderes, denn anders als bei den meisten Vogelarten haben die Weibchen hier das Sagen. Sie suchen sich selbst den Partner ihrer Wahl aus und umgarnen ihn, oft mit ausschweifenden Balzflügen. Ist ein Männchen in der Nähe, lässt sich das Weibchen vor ihm auf dem Wasser nieder und legt sich flach auf die Wasseroberfläche, um das Männchen zur Paarung einzuladen. Ab Mai beginnen die Weibchen mit der Eiablage, erst danach polstern die Männchen die Nestmulden am Boden mit Blättern und kleinen Zweigen aus.

  • Verschiedene Tonaufnahmen des Thorshühnchens gibt es hier.

Bild: Francesco Veronesi (Lizenz: CC BY-SA 2.0)

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