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Halsbandschnäpper – Nachtflug nach Afrika

Halsbandschnäpper – Nachtflug nach Afrika

Die kleinen Halsbandschnäpper kommen jedes Jahr im Frühsommer aus Afrika zu uns und verwandeln so manche Streuobstwiese in den Schauplatz einer tollen Flugshow.

Aussehen

Halsbandschnäpper werden etwa 13 cm lang und sind damit kleiner als Sperlinge. Der Körper ist kompakt gebaut und geht in einen dünnen, gefächerten Schwanz über. Wie bei vielen Vogelarten sind die männlichen Halsbandschnäpper im Prachtkleid am auffälligsten. Sie sind in einem kräftigen, deutlich gezeichneten Muster schwarz und weiß gefärbt. Kehle, Brust und Bauch sind komplett weiß, die Farbe zieht sich als breites (und namengebendes) Halsband bis auf den schwarzen Rücken, der sonst nur noch von einem deutlichen weißen Flügelband unterbrochen wird. Über dem kurzen, schwarzen Schnabel findet sich außerdem ein weißer Stirnfleck im ansonsten schwarzen Gesicht. Die Augen sind verhältnismäßig groß und schwarzgrau.

Den Weibchen fehlt der Stirnfleck, sind insgesamt grau-braun gefärbt und die Flügelbänder sind bei ihnen dunkler. Um das Auge zieht sich ein heller Lidring.

Vorkommen

Von Gotland und Schweden über Deutschland, Österreich, die Schweiz, Tschechien, Russland, Lettland bis in die Ukraine und den Westen Frankreichs reicht das Verbreitungsgebiet des Halsbandschnäppers.

In Deutschland ist er jedoch nur im Süden zu finden, vor allem in Baden-Württemberg. In Regionen wie Remstal, Wieslauftal und Stromberg lebt dort über die Hälfte der Halsbandschnäpperpaare Deutschlands.

Der kleine Vogel ist ein Langstreckenzieher. Er überwindet jedes Jahr im August und September mehrere tausend Kilometer, um in sein Überwinterungsgebiet in Afrika zu gelangen. Dabei wird er jedoch kaum einmal von Laien bemerkt, da er seinen Flug geräuschlos in der Nacht vornimmt. Im Mai kommt er schließlich wieder in seinen Brutgebieten an und bleibt dabei oft ein Leben lang einem bestimmten Gebiet treu.

Grundsätzlich fühlen sich Halsbandschnäpper in Laubwäldern, Gärten und Parks wohl. Eine interessante Entwicklung ist ihre Vorliebe für Streuobstwiesen, die vor allem in Baden-Württemberg gut beobachtet werden kann. Ursprünglich waren die geschickten Vögel keine Bewohner der Streuobstwiese, doch die vielen künstlichen Nisthilfen, die ab dem 20. Jahrhundert dort angebracht wurden, weckten ihr Interesse.

Vogelbeobachtungs-Tipps

Hätten Halsbandschnäpper einen Kalender, würden sie nach ihrer Rückkehr ins Brutgebiet wohl ständig einen Blick darauf werfen. Denn aufgrund ihrer späten Ankunft im Mai haben sie weit weniger Zeit für Nestbau und Brut als andere Vogelarten. Die Männchen treffen meist einige Tage vor den Weibchen ein, suchen einen Nistplatz aus und machen ihre Partnerinnen dann durch lautes Singen auf das gewählte Plätzchen aufmerksam. Die Weibchen beginnen gleich nach ihrer Ankunft damit, die Nisthöhle mit trockenen Grashalmen auszukleiden.

Die Eier werden knapp zwei Wochen lang bebrütet. Nachdem die Jungen geschlüpft sind, hängt die nächsten 20 Tage alles vom Wetter ab: Ist es trocken und warm, sind viele Insekten unterwegs und die Jungen müssen weder frieren noch hungern. In kalten, regnerischen Sommern kann es jedoch schnell vorkommen, dass die kleinen Halsbandschnäpper nicht überleben. Dann müssen es die Eltern im nächsten Jahr wieder versuchen, denn für eine zweite Brut ist die Zeit schon zu knapp.

Einen Halsbandschnäpper an einem warmen Sommertag auf seiner Streuobstwiese oder im Wald zu beobachten, ist in jeder Hinsicht ein Erlebnis. Die flinken Vögel legen nicht selten akrobatische Flugkunststücke hin, um fliegende Insekten zu erbeuten. Diese sind ihre Hauptnahrung, manchmal suchen sie aber auch am Boden nach Spinnen und Larven oder ernähren sich von Beeren.

Die Rufe klingen oft wie ein eher unmelodisches „siiieb“, gefolgt von rhythmisch-klagenden „tjüht-tjüht“-Pfeiftönen.

  • In Dettingen in Baden-Württemberg gibt es einen Streuobst-Wanderpfad, auf dem viele interessante Vogelarten beobachtet werden können, unter ihnen der Halsbandschnäpper.

 

Bild: Frank Vassen (Lizenz: CC BY 2.0)

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