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Allgemein Naturwelt

Brutparasiten – Schmarotzer im eigenen Nest

Brutparasiten – Schmarotzer im eigenen Nest

April, April – fremde Eier im eigenen Nest. Kuckucksvögel machen es sich leicht und überlassen Brut und Aufzucht ihrer Eier den Wirtseltern. Brutparasitismus ist nicht nur unter Kuckucken gang und gäbe, auch andere Vogel- und Insektenarten machen sich dieses Muster zunutze.

Das Prinzip ist simpel: Die eigene Brut anderen Spezies unterjubeln und ihnen deren Pflege auf eigene Kosten überlassen. Brutschmarotzer machen es sich denkbar einfach, denn die aufwändige Futtersuche für den Nachwuchs bleibt ihnen erspart. Stattdessen können sie mehr Nahrung für sich selbst finden und dadurch mehr Eier legen. Ihr Plan geht jedoch nicht immer auf: Manche Wirte erkennen das fremde Gelege im eigenen Nest und entfernen es oder beginnen ein neues Gelege.

Achtung, Kuckuckseier!

Der bekannteste Brutparasit ist der Kuckuck. Von den etwa 140 Arten dieser Vogelfamilie betreuen über 50 als obligate Brutschmarotzer kein eigenes Gelege. Einzeln oder paarweise legen sie ihre Eier in die Nester der Wirtseltern. Idealerweise sind die Wirtsvögel Insektenfresser mit ähnlich gefärbten Eiern.

Damit ihr Vorhaben von Erfolg gekrönt ist, bedienen sich Kuckucke dreister Mittel: Parallel zur Eiablage im fremden Nest entfernt die Kuckucksmutter Eier der Wirtsvögel. Auch gerade geschlüpfte Kuckucksküken versuchen durch schaufelnde Bewegungen ihres Rückens Eier und Jungvögel der Wirte aus dem Nest zu befördern. Zudem ist die Brutdauer des Kuckucks verhältnismäßig kurz. Indem das Junge einige Tage vor seinen Stiefgeschwistern schlüpft, wächst es schneller heran und kann sich im Kampf um Futter gegenüber den anderen Nestlingen besser behaupten.

Nicht ganz so dreiste Schmarotzer

Die Vorgehensweise des Kuckucks machen sich andere Vogelarten ebenso zunutze. Witwenvögel parasitieren beispielsweise einzelne Prachtfinkenarten. Ganz so frech und unverschämt wie der Kuckuck verhalten sie sich allerdings nicht: Schlüpfende Witwenvögel werfen die Eier und Jungen der Prachtfinken nicht aus dem Nest, sondern wachsen friedlich neben ihnen auf. Zugleich bilden sie ähnliche Körpergefieder, Rachenzeichnungen oder Bettelbewegungen und -laute wie die jungen Prachtfinken aus. Weitere Vögel wie der Kuhstärling bleiben ihrer Art treu und parasitieren fast ausschließlich andere Stärlinge.

Andere Arten betreiben Parasitismus fakultativ: Sie führen ein eigenes Gelege, erhöhen aber ihre Reproduktivität, indem sie einige Eier in Wirtsnester legen. Ähneln sich Parasit und Wirt bezüglich Eigröße, Brutdauer und Nahrungsgewohnheiten, ist es gut möglich, dass die Wirtseltern die fremden Jungen neben ihren eigenen großziehen.

Weitere Parasiten

Auch in der Insektenwelt lassen sich Brutschmarotzer finden. Aufgrund ihres parasitären Vorgehens verdanken Wespenbienen und einige Wespenarten ihren Namen dem König unter den Brutparasiten: Wespenbienen, oder Kuckucksbienen genannt, parasitieren vor allem Sandbienenarten. Auch hier werden die Eier in das Nest des Wirtes geschmuggelt. Die Schmarotzerlarve tötet den Nahrungskonkurrenten und ernährt sich vom gespeicherten Nahrungsvorrat. Da sich die meisten Wespenbienen auf einen spezifischen Wirt beschränken, droht eine starke Vermehrung dieser Insekten die Bestände der Wirtsart zu dezimieren. Gleichzeitig bricht dadurch die Art des Parasiten lokal zusammen. Unter den Schwebfliegen gibt es auch eine Reihe obligater Brutparasiten wie etwa die Hummel-Schwebfliege.

Der Begriff „Kuckuckskind“ kommt also nicht von ungefähr, auch wenn das Phänomen in der Tierwelt vermutlich deutlich öfter vorzufinden ist, als bei uns Menschen.

Foto: © M. Großmann / pixelio.de

2 Comments

  • Im Gebüsch von meiner Wohnung habe ich ein Vogelnest entdeckt, da zwei der drei Eier schon geschlüpft sind, wollte ich wissen ob das dritte Ei auch noch schlüpft, denn bald werden die Büsche geschnitten. Soll ich vielleicht das Nest an einem anderen Ort anbringen? Und ist überhaupt noch brutzeit?

    • Hallo! Der Heckenschnitt muss leider warten, bis die Brutzeit vorbei ist, so auch das Naturschutzgesetz. Je nach Art brüten Vögel meist bis Juni oder Juli, manche sogar bis Ende August. Wenn das Nest verschoben wird, nimmt es die Vogelmutter eventuell nicht mehr an. Am besten, du beobachtest, wann die Vogelfamilie das Nest verlässt und beginnst dann mit den Gartenarbeiten.

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