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Allgemein Vogelwelt

Die Liebesburgen der Laubenvögel

Die Liebesburgen der Laubenvögel

Während andere Vogelarten zur Paarungszeit wilde Balztänze aufführen, schwören männliche Laubenvögel eher auf Architektur und Dekoration.

Laubenvögel leben in Australien und Papua-Neuguinea. 17 von den insgesamt rund 20 Arten haben eine ganz besondere Form der Paarung, denn sie müssen besonders gute Innen- und Außenarchitekten sein. Ja, ihr habt richtig gelesen. Die Männchen dieser Art errichten kunstvolle „Lauben“, also Bauwerke aus Zweigen und anderem Material, um Weibchen zu beeindrucken. Nun bauen zwar auch viele andere Vogelarten, nämlich in erster Linie ihre Nester.

Bei den Laubenvögeln dient die Konstruktion aber nicht als Brutplatz, sondern soll „nur“ schön aussehen. Darin unterscheidet sich diese Art vom Großteil der restlichen Vogelwelt und stellt Ornithologen vor spannende Fragen: Nach welchen Kriterien suchen die Männchen ihr Material aus? Wie gehen sie bei der Gestaltung vor? Und haben die Weibchen gar einen speziellen Sinn für Ästhetik?

Laubenvögel: Perfektionistisch bis ins Detail

Das Talent zum Bauen wird den männlichen Laubenvögeln nicht ins Nest gelegt. Vielmehr müssen sie sich schon in jungen Jahren viel von den älteren Männchen abschauen. Denen helfen sie immer wieder beim Bau ihrer Lauben und sammeln so Erfahrungen, die sie später für ihre eigene Konstruktionen nutzen. Anfangs nehmen sie dabei zu große oder verwachsene Zweige, die Laube wird instabil oder nicht symmetrisch.

Und fehlende Symmetrie ist etwas, das kein Laubenvogel auf sich und seinem Kunstwerk sitzen lässt. Die Vögel sind fast schon pedantisch und bessern immer wieder Teile ihrer Laube aus. Mit den Jahren lernen sie, die Zweige so ordentlich zu verbauen, dass eine Art Turm oder Höhle entsteht. Davor legen viele Arten eine Allee an, die das Weibchen später zur Laube führen soll. Und die wahre Kunst zeigt sich schließlich im „Garten“ vor der Laube. Hier hat jede Art ihre ganz speziellen Vorlieben.

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Deko und Farbkonzepte

Der Fleckenlaubenvogel zum Beispiel sammelt am liebsten grüne Früchte, die er vor seiner Laube anordnet. Allerdings nimmt er dafür nur die besten Früchte. Was verschrumpelt oder verfärbt ist, legt das Männchen auf eine zuvor freigeräumte Erdfläche. So entstehen dort wieder neue Pflanzen, die in den kommenden Jahren neue Früchte liefern. Das macht Sinn, da viele Männchen bis zu zehn Jahre in Folge dieselbe Laube nutzen.

Beim Seidenlaubenvogel muss alles blau sein. Er sammelt neben Schneckenhäusern, Käfern und Blüten alles Weitere in seiner Lieblingsfarbe, da kommen auch Plastikteile oder Mülltüten in Frage. Seine Schätze breitet das Männchen in und vor der Laube aus, alles folgt einem strengen System. Während des Bauens laufen die Männchen auch immer wieder ein Stück von ihrer Laube weg und betrachten sie so, wie ein Weibchen sie sehen würde. Darauf geht es dann meistens hektisch zurück, um wieder einen Käferhaufen zu verschieben oder einen Ast zu korrigieren. Die Männchen zerkauen sogar Pflanzen, die blauen Farbstoff enthalten, und bestreichen damit die Wände ihrer Bauwerke.

Liebe geht durch die Laube

Ist ein Männchen dann endlich mal zufrieden, ist das trotzdem noch keine Garantie für Erfolg. Schließlich muss am Ende vor allem das Weibchen Gefallen an der Laube finden. Dieses System lässt sich – wie so vieles in der Natur – evolutionär begründen. Letztendlich bedeutet eine solide, hübsch dekorierte Laube, dass ihr Erbauer stark und einfallsreich ist. Da die Männchen auch mal zu unfairen Mitteln greifen und sich gegenseitig die Lauben einreißen, steht eine intakte Laube für Kampfgeist und Mut. Solche Eigenschaften sucht ein Weibchen beim Vater ihrer Jungen, Kompromisse kann sie sich nicht erlauben. Denn die männlichen Laubenvögel tragen außer ihren Genen nichts zur Fortpflanzung bei.

Was die Dekoration mit verschiedenen Objekten und Farben betrifft, da sind sich Forscher nicht ganz einig. Manche vermuten bei den Weibchen eine Art einfachen Schönheitssinn. Dem gegenüber steht das Männchen, das eher nicht aus ästhetischen Gründen handelt, sondern seinem Instinkt folgt. Einem Instinkt, der den Wünschen der Weibchen auf das Genauste angepasst wurde. Es wäre ein weiterer Geniestreich der Natur.

 

Beitragsbild: doug (Lizenz: CC BY 2.0)

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