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Allgemein Vogelwelt

Die Eisente – Seevogel des Jahres 2017

Die Eisente – Seevogel des Jahres 2017

Vom Massenphänomen zur Seltenheit: Die Eisente ist Seevogel des Jahres 2017 und macht damit auf eine traurige Entwicklung aufmerksam.

Auch wenn die Eisente ein sehr hübscher Vogel ist: die Wahl zum Seevogel des Jahres ist kein Schönheitswettbewerb. Vielmehr werden Arten ausgewählt, die aufgrund von Umweltveränderungen immer stärker abnehmen. Gerade bei der Eisente sind die Bestandseinbrüche dramatisch – und sollen möglichst schnell gestoppt werden. Deshalb hat der Verein Jordsand in diesem Jahr die Eisente zum Seevogel des Jahres ernannt. Sie soll dank diesem Titel mehr Aufmerksamkeit bekommen, damit sich mehr Menschen für ihren Schutz einsetzen.

Drastischer Bestandsrückgang

Besonders erschreckend ist, dass die hübsche Ente aus dem Norden bis vor kurzem noch ein häufiger Gast war. Große Gruppen (teilweise tausende Vögel) kamen jedes Jahr in die Ostsee, um dort zu überwintern. Schwerpunkte sind die Seegebiete vor der Insel Rügen und der Halbinsel Zingst, der Greifswalder Bodden und die Pommersche Bucht. Die Brutgebiete hingegen liegen in Europa auf Island und breiten sich bis ins arktische Russland aus.

Doch seit einigen Jahren ist die weltweit häufigste Meeresente längst nicht mehr so häufig aufgetaucht. Weltweit sank der Bestand von 7 Millionen auf aktuelle 3,5 Millionen. Und während Europa im Jahr 2016 noch 4,6 Millionen Tiere zählte, waren es 2016 nur noch 1,6 Millionen. Das ist mehr als niederschmetternd und wirft natürlich die Frage auf, wohin 3 Millionen Eisenten verschwinden konnten.

Die Schuld liegt beim Menschen

Wie genau es zu dieser Entwicklung kam, konnte auch der Verein Jordsand noch nicht genau benennen. Doch klar ist, dass den kleinen Tauchenten auf dem offenen Meer eine Menge Gefahren drohen. Vor allem der zunehmende Schiffsverkehr ist eine große Störung. Viele Enten verfangen sich beim Tauchen in Stellnetzen und müssen qualvoll ertrinken. Andere finden nicht mehr genug Nahrung, weil die Muschelfischerei immer extremer wird. Oft können die Muschelbänke nicht schnell genug nachwachsen oder werden komplett ausradiert. Laut dem Verein sind auch die Windanlagen ein Problem. Sie stehen oft wie eine Barriere zwischen den Brut- und Überwinterungsgebieten. Außerdem werden die Enten in Russland, Dänemark und Finnland noch geschossen.

Damit die Eisente weiterhin ein Blickfang in den winterlichen Küstengewässern bleibt, müssen dringend Schutzverordnungen erlassen und bestehende Vorgänge (vor allem in Schifffahrt und Fischerei) angepasst werden. Die Eisente als Seevogel des Jahres 2017 steht stellvertretend für viele ihrer Artgenossen, die ebenfalls um ihre Existenz kämpfen müssen.

Foto: Ron Knight (Lizenz CC BY 2.0)

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