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Vogelwelt

Eleonorenfalke – Wechselhafter Greifvogel

Eleonorenfalke – Wechselhafter Greifvogel

Ein Eleonorenfalke kann euch in zwei verschiedenen Farben begegnen, aber ihr findet ihn auf jeden Fall im Mittelmeerraum. Dort brüten die schönen Greifvögel in großen Kolonien.

Aussehen

Der Eleonorenfalke ist ein eleganter, schlanker Falke mit langen Flügeln und einem langen Schwanz. Er wird etwa 40 Zentimeter groß und erreicht eine Spannweite von 85-105 Zentimeter. Weibchen dieser Art sind meist größer und schwerer als die Männchen, was sich bei der direkten Beobachtung aber nicht als nützlich erweist. Unabhängig vom Geschlecht gibt es den Eleonorenfalken in zwei Farbvarianten: hell und dunkel. Man nennt diese Varianten auch Farbmorphen.

Bei der hellen Morphe seht ihr eine bräunliche bis dunkelgraue Oberseite. Die Federn sind hell ockerfarben umrandet. Kehle, Hals und die untere Wange sind cremeweiß. Ein kräftiger, schwarzer Bartstreif verbindet den Schnabelansatz mit der Halsseite. Während die Kehle noch weiß grundiert ist, sind Bauch und Hosen (Unterschenkelbefiederung) rotbraun gefärbt. Über dieser Grundfarbe findet sich ein deutliches, schwarzes Strichelmuster.

Die dunkle Morphe ist weniger abwechslungsreich gefärbt. Solche Vögel wirken auf den ersten Blick einheitlich grauschwarz. Tatsächlich fehlen ihnen die weißen und rotbraunen Bereiche der hellen Morphe. Dennoch sind sie an Bauch und Hosen heller gefärbt als an der Oberseite. Bei der dunklen Farbvariante finden sich keine Kopf- und Halszeichnungen.

Kann man die Geschlechter also gar nicht unterscheiden? Doch, das geht. Das wichtigste Merkmal ist die Farbe der Wachshaut (Haut am Schnabelansatz). Diese ist bei Männchen orangegelb, bei Weibchen hingegen blaugrau.

Vorkommen

Mit dem mediterranen Mittelmeerraum haben sich die Falken einen wirklich angenehmen Lebensraum ausgesucht, oder? Man findet sie vor allem auf den Inseln der Ägäis sowie auf Zypern, den Balearen, den Kanaren, Sizilien, Sardinien und so weiter. Teilweise halten sie sich auch auf dem Festland auf, so zum Beispiel in Marokko oder Kroatien.

Den Winter verbringen mindestens 70 Prozent aller Eleonorenfalken auf Madagaskar. Ab Mitte Oktober machen sie sich für die Abreise aus ihren Brutgebieten bereit. Wer zum ersten Mal mitfliegt, ist rund zehn Wochen alt und muss schon über 10.000 Kilometer überwinden! Glücklicherweise sind die Falken geborene Flugkünstler und nutzen die Thermik über dem Meer optimal aus.

In ihren Brutgebieten halten sich die Eleonorenfalken in Kolonien auf. Diese lassen sich meist auf den abgeschiedenen Felsklippen der Inseln nieder.

Verhalten und Wissenswertes

Eleonorenfalken bekommen ihre Jungen relativ spät, nämlich erst Anfang August. Das hat etwas mit ihrer Ernährung zu tun. Normalerweise fangen die Vögel große Insekten aus der Luft. Aber um sich und ihre Jungen während der Brutzeit zu ernähren, steigen sie komplett auf Kleinvögel um. Und da im Spätsommer und Frühherbst die meisten Zugvögel das Mittelmeer überqueren, haben die Falken in dieser Zeit leichtes Spiel. Mit unglaublichen Flugmanövern schlagen sie kleinere Vögel (zum Beispiel Wiedehopfe) mitten im Flug, teilweise in Gemeinschaftsarbeit. Oft fangen die geschickten Jäger schon in der Morgendämmerung die Nachtzieher ab. Der Eleonorenfalke ist zwar eigentlich tagaktiv, aber dennoch flexibel. Er kann bis in die späte Dämmerung jagen und, bei genug Mondschein, auch in der Nacht.

Eine Brutkolonie dieser Vögel zu beobachten, ist ein unvergessliches Erlebnis. Solltet ihr einmal die Chance haben, müsst ihr unbedingt genug Abstand halten! Die Vögel verteidigen ihre Brut und greifen Eindringlinge an. Doch bevor es ans Brüten geht, zeigen die Falken ihre beeindruckenden Balzflüge. Dabei stößt das Männchen immer wieder zum Weibchen herab, berührt es kurz und schraubt sich dann wieder höher in den Himmel. Manchmal dreht sich das Weibchen bei dem kurzen Kontakt auf den Rücken.

Eleonorenfalken benutzen kein Nistmaterial, sondern legen ihre Eier in kleine Mulden oder Höhlen im Fels. Das Weibchen bebrütet sie etwa einen Monat lang und wird in dieser Zeit vom Männchen versorgt. Auch nach dem Schlüpfen werden die Jungen vom Vater mit Vögeln gefüttert; das Weibchen beteiligt sich erst, wenn ihr Nahrungsbedarf weiter steigt.

Der Name dieser Art geht auf die sardische Regentin Eleonora di Arborea (ca. 1350-1404) zurück. Sie war eine große Vogelfreundin und erließ ein umfassendes Gesetz zum Schutz von Greifvögeln.

Foto: strandloper (Lizenz CC BY-SA 2.0)

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