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Allgemein Vogelwelt

Wie Vögel in großer Höhe überleben

Wie Vögel in großer Höhe überleben

So mancher Vogel überfliegt regelmäßig und scheinbar mühelos den Himalaja, ohne an Sauerstoffmangel zu leiden. Wie Vögel in großer Höhe überleben.

Um den Gipfel des Mount Everest, des höchsten Berges der Welt, zu besteigen, braucht ein Mensch so einiges. Jahrelange Vorbereitung, Ausdauer, Mut, die richtige Begleitung – und ausreichend Sauerstoff. Denn in der eisigen Kälte auf 8.000 Höhenmeter wird der menschliche Körper nur noch zu 60 Prozent mit Sauerstoff versorgt. Ohne Atemmasken und künstlichen Sauerstoff führt diese Unterversorgung zum Tod.

Überlebenskünstler Vogel

Doch es gibt Wesen, die selbst in Höhen von über 9.000 Metern noch bequem atmen und sogar fliegen können. Die Rede ist natürlich von Vögeln. Streifengänse flogen bereits in 10.000 Metern Höhe über den indischen Dehra Dun; Gänse, Enten und Limikolen überqueren regelmäßig den Himalaja und erreichen dabei Flughöhen zwischen 7.000 und 8.500 Metern. Die faszinierende Frage lautet: Wie schaffen es die Vögel, in diesen extremen Höhen so mühelos zu überleben?

Der entscheidende Haken

Um die verblüffende Leistung der Vögel besser zu verstehen, betrachten wir zuerst die menschliche Reaktion auf große Höhe. Je weiter es nach oben geht, desto schneller nimmt der Luftdruck ab. Auf der Zugspitze beträgt er 68 Prozent, auf dem Mount Everest sind es bereits nur noch 32 Prozent. Mit dem Gesamtluftdruck und der Temperatur nimmt auch der Sauerstoffgehalt der Luft ab.

Wird dieser Mangel kritisch, ist die so genannte Höhenkrankheit die Folge. Zu den Symptomen gehören Kopfschmerzen, Müdigkeit, Atemnot und gefährliche Ödeme in Gehirn und Lunge. Erfahrene Bergsteiger kommen mit diesen Auswirkungen zwar besser zurecht als Anfänger, aber ab circa 5.500 Höhenmetern brauchen auch sie nach kurzer Zeit künstlichen Sauerstoff, um nicht zu sterben. (Eine Ausnahme bildet zum Beispiel der Everest-Aufstieg von Reinhold Messner und Peter Habeler im Jahr 1978.)

Wie Vögel in großer Höhe überleben

In einem wesentlichen Punkt unterscheiden sich Vögel und Menschen nicht: ihre Körper werden durch Lunge, Kreislauf und Blut mit Sauerstoff versorgt. Doch relativ gesehen ist der Atmungstrakt der Vögel dreimal so groß wie der von Menschen und Säugetieren. Anstelle der „Sacklunge“ des Menschen haben sie eine Gegenstromlunge, die bis zu 50 Prozent mehr Sauerstoff aus der Luft aufnehmen kann. Eine Streifengans hat – im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht – ein doppelt so großes Herz wie der Mensch. Herz und Flugmuskel haben außerdem eine bemerkenswert hohe Kapillardichte, so dass beide besser mit Sauerstoff versorgt werden können.

Das Superhormon

Damit auch im Blut der Vögel viel Sauerstoff transportiert werden kann, brauchen sie viele rote Blutkörperchen. Die verstärkte Bildung roter Blutkörperchen wird durch das Hormon Erythropoetin (kurz EPO) angeregt. Und dieses Hormon wiederum bildet der Vogelkörper vor allem angesichts von Sauerstoffmangel. EPO sorgt außerdem dafür, dass die roten Blutkörperchen mehr vom Farbstoff Hämoglobin enthalten, welcher für die Sauerstoffbindung zuständig ist.

Diese Kettenreaktion bekommt der menschliche Körper zwar auch hin (deshalb betreiben Leistungssportler Höhentraining). Aber dank ihrer großen Organe, die besonders gut an das Fliegen angepasst sind, können sie den Vorgang besser ausnutzen.

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