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Vogelwelt

Kleinspecht – Mini-Trommler aus der Baumkrone

Kleinspecht – Mini-Trommler aus der Baumkrone

Der Kleinspecht wird zwar kaum größer als eine Kohlmeise, behauptet sich aber genau so wie seine größeren Verwandten. Er bewohnt lichte Mischwälder mit weichen und toten Gehölzen.

Aussehen

Mit einer Körperlänge von zarten 13 bis 15 Zentimetern wird der Kleinspecht etwa so groß wie Kohlmeise und Haussperling. Dennoch wirkt er durch seinen kompakten Körperbau und das voluminöse Gefieder etwas größer. Mit der schwarz-weißen Rückenzeichnung (weiße Querbänder auf schwarzem Grund, Flanken gestrichelt) sieht der Kleinspecht wie eine Miniaturausgabe des Weißrückenspechts aus. Anders als sein größerer Verwandter hat er allerdings keine rote Färbung am Steiß.

Ganz ohne Farbe kommt die Art dann aber doch nicht aus, denn die Männchen tragen eine ziegelrote Kappe auf dem Kopf. Im cremeweißen Gesicht verbinden sich ein schwarzer Zügel sowie ein Bart- und Wangenstreif zu einem deutlichen Muster. Brust und Bauch sind ebenfalls cremeweiß. Der relativ kurze Schwanz ist oberseits schwarz, die weiße Unterseite trägt schwarze Bänder.

Vorkommen

Das Verbreitungsgebiet des Kleinspechts ist sehr groß, wenn er auch nicht gerade häufig vorkommt. Es zieht sich in einem breiten Streifen über Europa (angefangen mit der Iberischen Halbinsel, Südengland und Skandinavien) und Russland bis nach Nordkorea. In Schottland und Irland gibt es keine Kleinspechte und (mit Ausnahme von Sardinien) auch auf keiner Mittelmeerinsel.

Der Kleinspecht ist zwar ein Waldvogel, lässt sich aber nicht in jeder x-beliebigen Baumsammlung nieder. Er bevorzugt lichte Laub- oder Mischwälder, darin vor allem weiche Gehölze wie Weiden und Pappeln. Es muss auch ein hoher Anteil Totholz vorhanden sein. Halboffene Parklandschaften, Feldgehölze und Streuobstwiesen locken manchmal ebenfalls Kleinspechte an.

Verhalten und Wissenswertes

Hoch oben in den Kronen der Bäume sucht unser Vogel der Woche am liebsten nach Nahrung. Kleinspechte fressen vor allem Insekten (Blattläuse, Käfer, Nachtfalter usw.) und deren Larven. Um sie zu erwischen, suchen sie die obersten Blätter ab und stochern in der Rinde der dünnen Äste. Oft hängen sie dabei auch kopfunter an einem Zweig. Im Winter kommen die Spechte mit vorsichtigem Suchen oft nicht mehr weit. Sie müssen dann durch Schnabelhacken in die oberen Schichten der Rinde vordringen. Dort verbergen sich nämlich holzbewohnende Larven und überwinternde Käfer.

Der Kleinspecht ist zwar recht ruffreudig, doch solange er sich in den Baumkronen aufhält, kann sein leises, helles „Kikikiki“ schnell überhört werden. Vor allem im Frühling lassen beide Geschlechter ein schnelles Schnabeltrommeln ertönen, um ihr Revier abzugrenzen.

Kleinspechte sind tagaktiv und brauchen in der Nacht ein sicheres Plätzchen. Hier kommt das begehrte Totholz ins Spiel. Mit dem kräftigen Schnabel können sich die Spechte im Handumdrehen gemütliche Schlafhöhlen zimmern. Deren Haltbarkeit ist jedoch begrenzt, so dass in regelmäßigem Abstand neue Höhlen gebaut werden müssen.

Und schließlich braucht auch der Nachwuchs eine Höhle! Nach der Balz, die vor allem aus Trommelkonzerten und Schauflügen seitens der Männchen besteht, beziehen die verpaarten Weibchen die Bruthöhle. Das Gelege besteht aus vier bis sechs Eiern, die von beiden Eltern bebrütet werden. Nachts sitzt allerdings (wie bei fast allen Spechten) immer das Männchen in der Höhle. Schon nach circa 11 Tagen schlüpfen die Jungen und beginnen, ununterbrochen Futter einzufordern. In den Tagen vor dem Ausfliegen erscheinen die kleinen Schnäbel schon am Höhleneingang und machen durch lautes Rufen auf sich aufmerksam. Wenn die ersten Flugversuche geglückt sind, betreuen die Eltern ihre Jungen noch etwa zwei Wochen, danach geht jeder seiner eigenen Wege.

 

Foto: Stefan Berndtsson (Lizenz: CC BY 2.0)

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