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Vogelwelt

Brieftauben – Geflügelte Boten

Brieftauben – Geflügelte Boten

Die heimkehrende Taube ist schon seit Noahs Arche ein vertrautes Bild. Tatsächlich kehren Brieftauben immer wieder nach Hause zurück und fliegen dabei bis zu 1000 Kilometer am Stück. Wie sie sich dabei orientieren ist bis heute noch nicht ganz geklärt.

Identifikation der Brieftaube

Anders als Ringeltauben oder Türkentauben sind Brieftauben keine eigene Art, sondern diejenigen Haustauben, die zur Briefüberbringung genutzt werden. Zu den domestizierten Haustauben gehört zum Beispiel die weit verbreitete Stadttaube. Brieftauben tragen als Erkennungszeichen meist einen Ring mit einer Nummer am rechten Bein. Über die Informationen der Ringnummer lässt sich die Taube identifizieren: Gelistet sind die Länderkennung (DV = Deutscher Verband), die individuelle Vereinsnummer (z.B. 01125), das schräg geschriebene Geburtsjahr, und die ein- bis vierstellige Endnummer. Auf einem zweiten Ring am linken Bein findet sich oft die Telefonnummer des Besitzers.

Habt ihr eine Brieftaube gefunden, so stellt ihr eine Schale mit Wasser sowie Körnern wie Getreide, Reis, Leinsamen, oder Hülsenfrüchten hin. Wenn sie nicht verletzt ist, erholt sich die Brieftaube schnell und fliegt nach Hause. Eine verletzte Brieftaube sollte in einen Karton mit Luftlöchern gepackt und zum Tierarzt oder ins Tierheim gebracht werden. Wer eine Brieftaube gefunden hat, sollte zudem – wenn möglich – den Züchter telefonisch benachrichtigen. Ausländische Tauben können Sie unter Internet-Taubenschlag.de melden.

Wie orientieren sich Brieftauben?

Für den Nachrichtentransport bringt man eine Brieftaube von ihrem Heimatschlag an den gewünschten Abflugort. Mit einer Botschaft an ihrem Bein befestigt fliegt die Brieftaube dann sofort an ihren Heimatort zurück. Dieses Heimfindeverhalten hat auch ihren englischen Namen, homing pigeon, geprägt. Die Orientierungshilfe der Tauben, der so genannte Magnetsinn, ist bis heute noch nicht völlig erforscht. Man geht davon aus, dass die Brieftauben neben dem Magnetfeld der Erde auch den Stand der Sonne oder optische Anhaltspunkte zur Orientierung benutzen. Jüngste Forschungen besagen, dass der Magnetsinn im Innenohr der Taube angesiedelt ist, sicher ist aber selbst das nicht. Tauben sind mit ihrem Orientierungssinn in der Tierwelt nicht allein: Auch bei anderen Vogelarten und manchen Reptilien und Insekten findet man diese besondere Fähigkeit. Dem Menschen scheint sie dagegen leider zu fehlen.

Geschichte der Brieftauben

Die Taubenpost ist der Vorläufer der Luftpost. Schon in der Antike und im Mittelalter nutzte man diese Methode der Nachrichten-Überbringung. Besonders praktisch war die Taubenpost für den militärischen Einsatz, was sich etwa Julius Cäsar im Altertum oder die Kreuzritter im Mittelalter zunutze machten.

Bis zur Erfindung des Telegrafen in den 1830ern waren Brieftauben die einzige Möglichkeit, Nachrichten schneller und unauffälliger als per Bote zu überbringen. Bis dahin und auch darüber hinaus hatte die Taubenpost sogar in der Neuzeit einige berühmte Einsätze. So war es eine Brieftaube, die der britischen Regierung die Botschaft vom Sieg über Napoleon in Waterloo überbrachte. Auch Paul Julius Reuter, der Gründer des renommierten Nachrichtenunternehmens Reuters fing seinen Dienst mit einer 200-köpfigen Brieftaubenstaffel an. Mit diesen Vögeln verschickte er Mitte des 19. Jahrhunderts Börsennachrichten innerhalb Londons. Im Ersten Weltkrieg wurden Brieftauben auf deutscher und auf französischer Seite im Grabenkrieg eingesetzt, da Telegrafie unter diesen Umständen nicht funktionierte. Eine weitere berühmte Brieftaube im Dienst des Militärs war die amerikanische Taube G.I. Joe, welche im Zweiten Weltkrieg von der U.S.  Armee eingesetzt wurde. Für ihre Einsätze in Nordafrika und Italien wurde die Brieftaube sogar mit der Dickin Medal für Tiere im Kriegseinsatz ausgezeichnet.

Brieftaubenzucht heute

Genau wie Hunde- oder Pferdezucht wird (Brief-)Taubenzucht heute als Sport verstanden. Das beliebte Hobby hat gerade in den Benelux-Ländern und auf deutscher Seite im Ruhrgebiet eine große Anhängerschaft. Dort züchtet man bereits seit den 1860ern Brieftauben. Neben der Zucht werden die Brieftauben auch in Wettbewerben eingesetzt, welche die Flugzeiten der Tauben zum Heimatschlag messen.
Weitere Informationen zur Brieftaubenzucht und ihre Organisation findet ihr beim Verband Deutscher Brieftaubenzüchter.

Foto: © Thomas Glaser / pixelio.de

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