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Allgemein Vogelwelt

Waldschnepfe – Forstbewohner in Camouflage

Waldschnepfe – Forstbewohner in Camouflage

Die gut getarnte Waldschnepfe präsentiert sich Vogelbeobachtern selten. Nur während der Balz, dem so genannten Schnepfenstrich, zeigt sie sich der Außenwelt.

Aussehen

Die Gestalt der etwa taubengroßen Waldschnepfe zeichnet sich durch ihren leicht plumpen Körper, den langen, geraden Schnabel und die kurzen Beine aus. Ihr Gefieder ist bei beiden Geschlechtern rötlich braun und von einem schwarz-grauen Muster durchzogen. Kennzeichnend sind die breiten schwarzen Querstreifen auf dem Scheitel der Waldschnepfe. Rekordverdächtig viel sehen Waldschnepfen mit ihren großen Augen: Sie liegen so weit oben am Kopf, dass diese Vögel einen 360°-Rundumblick haben. Das heißt, die Waldschnepfe kann sogar ohne Kopfbewegung nach hinten schauen.

Anderen Schnepfenvögeln wie Uferschnepfe, Knutt und Waldwasserläufer sieht die Waldschnepfe durchaus ähnlich. Am stärksten ausgeprägt ist jedoch die Ähnlichkeit zum Vogel des Jahres 2013, der seltenen Bekassine. Mit 38 Zentimetern ist die Waldschnepfe jedoch größer als sie.

Vorkommen

Die Waldschnepfe ist von West- und Südwesteuropa bis nach Japan verbreitet, einige Bestände lebe außerdem im Himalaja und dem Kaukasus. In Deutschland kommen die scheuen Vögel in nahezu allen größeren Waldgebieten vor, eine Bestandsschätzung ist allerdings schwierig.

Wie der Name schon sagt, lieben Waldschnepfen Laub- und Mischwälder, oft mit feuchtem Boden und reichhaltiger Humusschicht. Sowohl schützende Sträucher als auch Lichtungen und Schneisen sind notwendig, damit sich die Waldschnepfe wohl fühlt.

Vogelbeobachtungs-Tipps

Vor Jägern und Vogelbeobachtern ist die Waldschnepfe normalerweise sehr gut geschützt. Ihre Strategie ist dabei die Tarnung. Auf dem Waldboden ist die braun gescheckte Schnepfe kaum auszumachen, denn ihr Gefieder ist der Umgebung farblich sehr gut angepasst. Außerdem hält sie sich am Tag weitgehend versteckt und zeigt sich – wenn überhaupt – erst in der Dämmerung.

Um an Nahrung (vor allem Regenwürmer, aber auch Käfer, Tausendfüßler und andere Insekten) zu kommen, benutzen erwachsene Waldschnepfen ihren langen Schnabel. Beim „Wurmen“ wird dieser in den weichen Boden gesteckt. Trifft er auf einen Wurm, kann der Vogel seine Schnabelspitze abknicken und wie eine Pinzette benutzen, um die Mahlzeit aus dem Boden zu ziehen.

Die einzige Zeit des Jahres, in der die Waldschnepfe unachtsam wird, ist die Balz. Beim berühmten „Schnepfenstrich“ (so wird sowohl die Balzzeit als auch die Jagd auf Waldschnepfen genannt) zwischen März und Juli fliegen die Männchen in der Dämmerung laut rufend in Bahnen durch Schneisen und Lichtungen. Der tiefe Ruf der Männchen, das so genannte „Quorren und Puitzen“, ist dabei weithin zu hören und sie richten ihren Schnabel nach unten. Dort, am Boden, sitzen die Weibchen und lassen ihre Lockrufe ertönen. Hat sich ein Paar gefunden, geht die Balz am Boden noch weiter. Männchen und Weibchen trippeln mit hängenden Flügeln umeinander herum, bis sich das Weibchen zum Boden neigt und so zur Paarung einlädt.

Was den Schutz ihrer Jungen angeht, beherrschen Waldschnepfen etwas Besonderes. Bei Gefahr können sie ein Junges mithilfe von Füßen und Schwanz am Bauch einklemmen und so mit ihm davonfliegen.

So mutig diese Maßnahme ist, so passiv verhalten sich die einzelgängerischen Waldschnepfen ohne Junge. Sie verbringen ihre Zeit außerhalb der Balz größtenteils am Boden und verharren dort bewegungslos, wenn Gefahr droht. Auf ihr Tarngefieder vertrauend, fliegen sie erst auf, wenn es wirklich nicht mehr anders geht, und machen dabei ein klatschendes Geräusch.

Am Boden werdet ihr die Waldschnepfe tatsächlich schwer entdecken können, aber während des Schnepfenstrichs habt ihr in breiten, feuchten Waldschneisen gute Chancen!

Foto: Sassoferrato TV / flickr.com (CC BY 2.0)

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