Vögel zu zählen, erscheint auf den ersten Blick ein angenehmer Zeitvertreib von Vogelliebhabern zu sein. Doch bundesweite Vogelzählaktionen, wie die „Stunde der Wintervögel“, haben einen ernsten Hintergrund: Sie helfen Vogelkundlern, regelmäßig einen Überblick über die aktuelle Vogelpopulation in Städten und Dörfern zu erlangen.
In Deutschland wird seit 2005 gezählt. Nachdem zuvor acht Landesverbände des Naturschutzbunds Deutschland eine Vorläuferaktion organisiert hatten, startet mit der „Stunde der Gartenvögel“ die heute deutschlandweit größte Mitmachaktion zur Vogelbeobachtung. Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) hatte parallel „Stunde der Wintervögel“ initiiert. Im Jahr 2011 hat sie der NABU für das übrige Deutschland übernommen. Aktuell findet sie vom 9. bis 11. Januar 2026.
Was ist das Ziel der „Stunde der Wintervögel“?
Die Aktion möchte bundesweit ein möglichst genaues Bild von der regionalen Vogelwelt in unseren Städten und Dörfern erhalten. Ziel ist dabei nicht, die exakten Bestandszahlen aller Vögel zu ermitteln, sondern allgemeine Trends und regionale Unterschiede in den Populationen einzelner Vogelarten zu erkennen. Dafür werden die Zahlen mehrere Jahre verglichen und die Ergebnisse genutzt, um zum Beispiel Schutzmaßnahmen einzuleiten.
Im Mittelpunkt der Beobachtung stehen die häufigeren und bekanntesten Vögel rund um Haus und Garten, wie Meisen, Finken, Rotkehlchen und Spatzen. Da aber im Winter auch Gäste aus kälteren Regionen zu uns kommen, kann die Zählung auch Informationen zum Zugverhalten mancher Vogelarten bringen.
So kannst du an der Aktion teilnehmen
- Nimm dir rund eine Stunde für das Zählen frei – gern auch mit ein oder zwei Gleichgesinnten. Aber zählt dabei nicht gleichzeitig, sondern wechselt euch lieber ab. So verhindert ihr Dopplungen in der Zählung.
- Versorge dich mit allem, was du für diese Zeit brauchst. Zieh dich warm an. Sorge für ein warmes Getränk und ein paar Snacks. Ein Vogelbestimmungsbuch oder die NABU-App sind sehr hilfreich, um die Vögel fehlerfrei zu bestimmen – und natürlich solltest du auch ein Fernglas nicht vergessen.
- Suche dir einen guten Platz zum Beobachten – zum Beispiel in deinem Garten oder auf dem Balkon, in Parks, in Innenhöfen oder auf Friedhöfen. Natürlich kannst du auch an verschiedenen Orten zählen. Pass aber auf, dass diese weit genug auseinander liegen und dass du jede Beobachtungsstunde getrennt meldest.
Tipp: Locke die Vögel mit einem Futtersilo an, das du an jedem beliebigen Ort aufhängen kannst – idealerweise schon ein oder zwei Tage vorher, dann weiß die Vogelwelt, wo es was zu fressen gibt. - Notiere dann alle Vögel, die du an deinem Beobachtungsort siehst und die du fehlerfrei bestimmen kannst. Das gilt auch, wenn du einen Vogel nur hörst. Aber achte darauf, dass du keine Vögel doppelt zählst. Das vermeidest du, indem du nur die höchste Anzahl jeder Vogelart aufschreibst, die du während der Stunde gleichzeitig siehst. So verhinderst du, dass du einen Vogel mehrfach zählst, der immer mal wieder vorbeikommt.
Tipp: Nutze einfach die NABU-Zählhilfe. - Deine Beobachtungen kannst du auf zwei Wegen melden: Entweder per Online-Formular auf der NABU-Website oder über die NABU-App „Vogelwelt“. Die telefonische oder postalische Meldemöglichkeit gibt es leider nicht mehr.
Warum sind Vogelzählaktionen so wichtig?
Mit den beiden Mitmachaktionen können einmal im Jahr sowohl Ganzjahresvögel und Wintergäste („Stunde der Wintervögel“) als auch Singvögel in der Brutzeit („Stunde der Gartenvögel“) bundesweit gesammelt und zentral erfasst werden.
So kommen Jahr für Jahr wertvolle Informationen zu Vogelarten, Bestandszahlen und Beobachtungsorten über die heimische Vogelwelt zusammen. Die Ergebnisse finden Eingang in eine NABU-Karte und eine Rangliste, worin die Entwicklungen zu den einzelnen Vogelarten ablesbar sind. Daher ist es auch völlig in Ordnung, wenn der Einzelne in der Summe nur wenige Vögel zählt. Jede Beobachtung gibt wertvolle Daten.
Foto: iStock/Rike_
