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Die Frequenzen des Gesangs: Warum singen Vögel unterschiedlich hoch?

Die Frequenzen des Gesangs: Warum singen Vögel unterschiedlich hoch?

Dass sich die Stimmen verschiedener Vogelarten unterscheiden, ist keine Überraschung. Spaziert man durch einen Wald und lauscht dem Vogelkonzert, so gibt es laute und leise, trillernde, schreiende, singende und krächzende Stimmen. Und auch die Frequenzen unterscheidet sich zwischen den Arten. Doch welche Faktoren beeinflussen die Höhe oder Tiefe eines Vogelgesangs?

Der wichtigste Faktor ist die Körpergröße

Forscher fanden heraus, dass die Frequenz des Gesangs vor allem von der Körpergröße des Vogels beeinflusst wird. Kleinere Vögel singen höher und leiser, während größere und schwerere Vögel eher tiefe und laute Töne anschlagen. Denn bei ihnen ist der Stimmapparat und damit auch die Schwingungsstruktur der Töne größer. Die meisten Vögel singen im Bereich zwischen 3000 und 5000 Hz. Eine Amsel trällert ihr melodiöses Lied meist auf einer Frequenz von 1500 bis 3000 Hz. Die Blaumeise sing mit 8000 Hz. Der höchste Gesang wurde mit einer Frequenz von knapp 12 000 Hz beim südamerikanischen Goldschwingenpipra gemessen, während die niedrigsten Töne (rund 200 Hz) vom Nacktkehl-Schirmvogel stammen.

Große Männchen, tiefere Frequenzen

Sind die Männchen einer Vogelart größer als die Weibchen, ist ihre Stimme tiefer als eigentlich zu erwarten wäre. Der Grund dafür ist simpel: Mit der niedrigeren Frequenz wirken sie noch größer und dominanter und können sich gegen andere Artgenossen besser behaupten. Außerdem versuchen sie auf diesem Weg, den Weibchen aufzufallen und sich als geeigneter Partner zu präsentieren. Die Tonlage des Gesangs hängt also auch direkt mit der sexuellen Selektion zusammen.

Auf die Vorfahren hören

Bei einer Analyse des Gesangs von rund 5000 verschiedenen Sperlingsarten fanden Forscher außerdem heraus, dass nah miteinander verwandte Vogelarten meist ähnliche Stimmhöhen haben. Die Vögel orientieren sich an den Tonlagen ihrer Vorfahren: Ähnliche Vorfahren bedeutet also auch ähnliche Frequenz. Dies ist insofern wichtig, als dass die Vögel einer Art sich auch über weitere Entfernungen erkennen und miteinander kommunizieren können müssen.

Irrglaube: Der Lebensraum beeinflusst die Frequenzen

Lange Zeit glaubte man, dass die Tonlage eines Gesangs vom Lebensraum des Vogels beeinflusst wird. Denn in bewaldeten Gebieten dämpft das Laub den Schall und vor allem hochfrequente Töne klingen nicht so weit wie auf offenen Flächen. Man glaubte also, Vögel in dichter Vegetation singen zwangsweise in niedrigeren Frequenzen als Vertreter in Lebensräumen mit weniger Vegetation. Diese Vermutung konnte jedoch nicht bestätigt werden – Die Daten aus der Analyse der Sperlingsgesänge zeigen sogar eher das Gegenteil.

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