Close

Allgemein Vogelwelt

Von Kuckuckseiern und Rabeneltern:
Irrtümer aus der Vogelwelt

Von Kuckuckseiern und Rabeneltern:  Irrtümer aus der Vogelwelt

Wenn es um das Leben unserer gefiederten Freunde geht, entstehen schnell Missverständnisse. Wir entlarven die populärsten Irrtümer aus der Vogelwelt.

Irrtümer aus der Vogelwelt – Kuckuckseier und Winterbrüter

Eigentlich müsste der Kuckuck ja das sorgloseste Leben von allen haben. Legt einfach seine Eier in fremde Nester und überlässt die Arbeit den ahnungslosen Adoptiveltern. Doch so einfach ist es oft gar nicht. Jedes Weibchen sucht sich nämlich eine spezielle Wirtsvogelart aus und kann dann sogar deren Eier imitieren, damit die Täuschung perfekt ist. Mittlerweile sind aber viele dieser Vogelarten so selten geworden, dass die Kuckucksweibchen Probleme haben, einen Wirt zu finden. Zudem gibt es so genannte Fehlwirte, die sich keine Eier unterjubeln lassen oder Brutpaare, die sich nachträglich gestört fühlen und das Gelege aufgeben.

Der Kuckuck ist ein typischer Brutkandidat für den Frühling, wie auch viele andere Vogelarten. Das bedeutet aber nicht, dass außerhalb der ersten warmen Wochen niemand brütet. Im Gegenteil: Der Fichtenkreuzschnabel startet oft schon im Dezember. Für die Jungen ist das kein Zuckerschlecken, denn die Kälte macht ihnen zu schaffen, so dass sie sogar in eine Art Starre fallen können. Kommen die Eltern dann mit Futter, müssen sie die Brut erst wieder „zum Leben erwecken“. Bleibende Kälteschäden scheint es aber nicht zu geben, denn Fichtenkreuzschnäbel sind weltweit zahlreich vertreten.

Irrtümer aus der Vogelwelt – Hilflose Jungvögel

Apropos frierende Jungvögel: In der Brutzeit geraten immer wieder Tierfreunde in Hysterie, weil sie scheinbar hilflose Küken am Boden sitzen sehen. Wer dann einschreitet, tut den Kleinen aber meist keinen Gefallen. Denn viele Jungvögel verlassen das Nest schon bevor sie flügge werden. Sie bekommen weiter Futter von den Eltern. Da diese aber oft nicht in der direkten Umgebung zu sehen sind, glauben viele Menschen, ein verwaistes Junges gefunden zu haben. Also: Am besten sitzen lassen und aus der Entfernung beobachten!

Ein weit verbreiteter Irrglaube besagt, dass man hilflose Küken nicht mit bloßen Händen zurück ins Nest setzen darf. Die Eltern würden den menschlichen Geruch wahrnehmen und das Junge verstoßen. Das stimmt zwar nicht, es kann aber trotzdem sein, dass das Junge bald wieder an der gleichen Stelle liegt. Denn auch wenn es schwer zu akzeptieren ist, haben die Altvögel ihre Gründe, ein Junges aus dem Nest zu werfen. Meist passiert das aus Nahrungs- oder Platzmangel oder weil das Junge nicht schnell genug wächst.

„Rabeneltern“ würde so mancher zu diesem Verhalten sagen. Das Vorurteil von den nachlässigen Rabenvögeln ist schon zu einem richtigen Sprichwort geworden. Diese Entwicklung können Wissenschaftler gar nicht eindeutig erklären, weil ihr Ursprung schon so weit zurück liegt. Eine Möglichkeit: Unsere Vorfahren sahen in der Nähe ihrer Behausungen immer wieder scheinbar hilflose Jungvögel herumsitzen und schlossen daraus, dass die Eltern sie verlassen hätten. Dabei machen es die Rabenvögel wie oben beschrieben: Die Jungen verlassen bereits das Nest, bekommen aber weiter Futter. Möglicherweise haben die Menschen früher einfach nicht gründlich genug beobachtet.

Irrtümer aus der Vogelwelt – Diebische Elstern und bunte Weibchen

Unter den Rabenvögeln haben auch die Elstern einen schlechten Ruf. Sie gelten als laut, ungehobelt und als Diebe von Eiern und Jungvögeln. In Wahrheit besteht ihr Speiseplan größtenteils aus Insekten und anderen Wirbellosen. Noch populärer ist die Vorstellung von der „diebischen Elster“, die glänzende Gegenstände stiehlt. Experimente haben aber gezeigt, dass da nur wenig dran ist. Die Elstern sind einfach von Natur aus sehr neugierig. Wenn doch mal eine mit einem Feuerzeug oder Schlüsselring davonfliegt, fällt uns das natürlich gleich auf. Die vielen anderen Fälle, in denen die Vögel solche Objekte ignorieren, bleiben dagegen unbeachtet.

Und wo wir schon beim Thema „Beachtung“ sind: Schillern die Vogelmännchen wirklich immer farbenfroher als die Weibchen? Nein, manchmal stehlen ihnen ihre besseren Hälften die Show. Das ist zum Beispiel bei den Odins- und Thorshühnchen der Fall, wo die Weibchen auch die aktive Partnersuche übernehmen.

Foto: Alastair Rae (Lizenz: CC BY-SA 2.0)

2 Comments

  • Hallo,
    Sie haben so einen schönen Artikel über die Irrtümer aus der Vogelwelt geschrieben.
    Wir haben bei uns zwei Meisenhäuschen. Die einen Meisen waren schon ausgezogen und im zweiten, dachten wir, ist nun auch alles fertig und wir wollten das Häuschen mal saubermachen.
    Als ich aufgemacht habe, waren im Nest 7 Eier drin – weiß und rot gesprenkelt. Also wahrscheinlich wieder Meisen. Komisch war, dass wir nicht wirklich ein Vogelpärchen dazu gesehen haben und sorgten uns auch ein wenig. Wir wollten das Wochenende abwarten.
    Nach 3 Tagen habe ich erneut geöffnet und dann lag ein Vogel auf den Eiern. Aber keine Meise! Nach allem was ich jetzt so nachgelesen habe, würde ich sagen, dass es ein Rotschwanz (Garten-/Haus-?) Weibchen war. Eindeutig keine Meise…
    Mein Mann wollte mir das nicht abnehmen. Klar. Nach weiteren 2 Tagen flog dann, wie es sich eigentlich gehört, eine Meise hin und her, Inzwischen zwitschert es fleissig.
    Was war da los – hat die Nachbarin beim Brüten mal ausgeholfen?
    Lieben Gruß

    • Hey Christine,
      es ist durchaus möglich, dass Vögel sich untereinander unterstützen, Forscher nennen dieses Verhalten kooperatives Brüten. Allerdings konnte in Deutschland dieses Phänomen bis jetzt noch nicht nachgewiesen werden.
      LG aus der Redaktion

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert