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Vogelwelt

Bunte Vogelweibchen – Zufall oder Überlebensstrategie?

Bunte Vogelweibchen – Zufall oder Überlebensstrategie?

Die Vogelmännchen sind knallig bunt, die Weibchen braun und langweilig? Das mag auf den ersten Blick die Regel sein, trifft aber längst nicht immer zu.

Wer zur Brutzeit an einem größeren Parkteich nach Vögeln Ausschau hält, wird sehr unterschiedliche Männchen und – irgendwie eintönige – Weibchen vorfinden. Die männlichen Krick-, Stock- und Mandarinenten schillern in den schönsten und kräftigsten Farben, hier ein leuchtendes Grün, dort ein warmes Kastanienbraun. Die Weibchen dagegen haben oft nur kleine farbige Erkennungsmerkmale und sind ansonsten braun mit schwarzer Musterung (wie zum Beispiel auch bei Löffel- und Knäkente). Dieses Phänomen heißt Sexualdimorphismus und fällt beispielsweise auch bei Arten wie Stieglitz, Gimpel und Blauschwanz auf. Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen können auch ihre Körpergröße oder die Farbintensität des Gefieders betreffen. Bei den Blauracken etwa tragen Männchen und Weibchen das gleiche Federkleid, die Weibchen sind aber etwas blasser.

Das Prachtkleid – Hilfsmittel der Natur

Warum Vogelmännchen zur Paarungszeit in ein auffälliges Gefieder (Prachtkleid) schlüpfen, ist schnell erklärt. Jedes Weibchen möchte sich mit einem starken, gesunden Männchen paaren, um ebenso vielversprechende Küken zu erhalten. Im Konkurrenzkampf um die Aufmerksamkeit der Weibchen ist ein schillerndes Gefieder also von großem Vorteil. Je größer der Selektionsdruck auf die Männchen, desto bunter ist ihr Gefieder.

Die Weibchen dagegen sind unauffällig gefärbt, um beim Brüten und dem späteren Aufziehen der Jungen gut getarnt zu sein.

Farbe bekennen und Weibchen erobern

Im Rahmen einer umfangreichen Studie haben Forscher mehrere neue Erkenntnisse gewonnen. Sie untersuchten die Farbigkeit von etwa 6.000 Singvogelarten in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren. Dazu zählten die Größe der Art sowie ihr Brutverhalten und die allgemeine Lebensweise.

Das überraschende Ergebnis: Eine harte Konkurrenz zwischen den Männchen sorgt zwar dafür, dass sie geringfügig bunter werden. Vor allem ruft sie aber eine noch blassere Färbung bei den Weibchen hervor! Die Gefiederfarben von Männchen und Weibchen sind demnach oft sehr eng miteinander verbunden und richten sich nach dem aktuellen Selektionsdruck. Die Gründe dafür sind den Wissenschaftlern noch nicht ganz klar.

Bunte Vogelweibchen

Doch wie können nun die farbigen Weibchen erklärt werden? Den Forschern zufolge sind es vor allem die großen, tropischen Vogelarten, bei denen die Weibchen genauso oder noch farbiger als die Männchen sind. Große Vögel haben weniger Fressfeinde und müssen sich daher nicht so extrem tarnen. Außerdem sei der Kampf um Nahrung und Nistmaterial in den Tropen härter, weshalb die Vögel mithilfe ihrer bunten Federn aggressiver wirken müssen.

Bunte Vogelweibchen kommen außerdem dort vor, wo feste Partnerschaften üblich sind. Ein weiterer Fall sind Arten, in denen die Nestlinge nicht nur von den Eltern, sondern auch noch anderen Gruppenmitgliedern versorgt werden. Beide Situationen sorgen für einen härteren Konkurrenzkampf unter den Weibchen (denn sie müssen Mann und Kinder gegen fremde Ansprüche verteidigen).

Foto: Graham Winterflood (Lizenz: CC-BY-SA 2.0)

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