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Allgemein Vogelwelt

Vogelfedern in den Händen des Menschen

Vogelfedern in den Händen des Menschen

Ein Vogel ohne Federn? Für die meisten Menschen ist das eine ebenso grausame wie armselige Vorstellung und doch berauben wir die schönen Tiere noch heute ihres Federkleides – aus den unterschiedlichsten Gründen.

Vogelfedern bei den Azteken

Schon zu sehr frühen Zeiten gab es Menschen, die die dekorativen Eigenschaften von Vogelfedern liebten. Die Azteken stellten aufwendige Federmosaike her, um mit ihnen Schilde, Fächer oder Umhänge zu schmücken. Bei der Gewinnung der Federn wurde versucht, möglichst wenige Vögel zu töten. Dem so genannten Quetzal (Pharomachrus mocinno) wurden seine leuchtend grünen Deckfedern ausgerissen, andere Arten wurden in Käfigen gehalten, damit man ihre Mauser abwarten konnte. Die Feder stand für die Azteken in Verbindung mit den Göttern und hatte für sie einen höheren Wert als Gold. Das sahen die Spanier, die schließlich unter Hernán Cortés ins Aztekenreich einfielen, allerdings anders.

Federhüte der besseren Kreise

Im Laufe der Zeit verlagerte sich die Verarbeitung der schönsten Federn eher in die Mode. Hüte, die mit prächtigen Vogelfedern geschmückt sind, kennen wir heute wohl vor allem aus Kostümfilmen (man denke zum Beispiel an Audrey Hepburn in „My fair lady“). Vor allem um 1900 waren sie allerdings die internationale neueste Mode und die die Damen der Gesellschaft konkurrierten mit immer gewagteren Kreationen auf ihren Köpfen, für die zahlreiche Vögel ihr Leben lassen mussten.

Frauenmagazin von 1907 (Foto: Special Collections Toronto Public Library, Lizenz CC BY-SA 2.0

Frauenmagazin von 1907 (Foto: Special Collections Toronto Public Library, Lizenz CC BY-SA 2.0)

Zu den besonders begehrten Arten gehörten der Seidenreiher mit seinen eleganten schneeweißen Federn, der Paradiesvogel (dem es darauf vor allem in Neuguinea an den Kragen ging), natürlich Pfauen und seltene Straußenarten. Zu den Schätzen, die 1912 mit der Titanic im Meer versanken, gehörten auch vierzig Kisten mit seltenen Vogelfedern. Der Erste Weltkrieg beendete den Federkult zwar zunächst, aber der Trend, sich mit fremden Federn zu schmücken, ist nie ganz untergegangen.

Und heute?

Illegaler Vogelfang ist heute ein ernst zu nehmendes Problem, aber natürlich jagen Wilderer die Vögel nicht nur ihrer Federn wegen. Viele werden als Nahrungsmittel oder für die Käfighaltung erlegt. In Ländern wie Indonesien werden ausgestopfte Paradiesvögel als Souvenir verkauft. In Ägypten, Italien, Malta und Zypern ist illegaler Vogelfang an der Tagesordnung. Schweden, Frankreich, Spanien und Italien erlauben die Vogeljagd in gewissen Fällen mit der Begründung, Traditionen zu wahren.

In Deutschland ist die Verwendung von Vogelfallen zwar größtenteils verboten, aber trotzdem werden nach wie vor geschütze Vogelarten gefangen, unter anderem Habicht, Seeadler, Mäusebussard, Rot- und Schwarzmilan.

Ein großes Problem ist heute außerdem die Behandlung von Zuchtgänsen, die oft mit einer Methode gequält werden, die sich Lebendrupf nennt. Dabei werden den Tieren bei lebendigem Leib die Daunen ausgerissen, denn eine tote Gans bringt nur einmalig Gewinn durch Daunen, bei einer lebenden wachsen sie nach. Aber dieses Vorgehen könnte man damit vergleichen, dass einem Menschen mit Gewalt die Haare vom Kopf gerissen werden. Leider landen Daunen aus Lebendrupf auch auf dem deutschen Markt, da die Händler häufig die Augen verschließen oder die Zulieferer ungenaue Angaben machen.

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