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Allgemein Naturwelt

Die Bayern für die Bienen: Volksbegehren erfolgreich

Die Bayern für die Bienen: Volksbegehren erfolgreich

Über eine Million Menschen haben in Bayern unterschrieben: für Artenvielfalt im Allgemeinen und die Rettung der Bienen im Besonderen. Ein Volksbegehren, das Furore macht – aber wird es seine Ziele auch erreichen?

Trotz winterlichen Temperaturen und langen Warteschlangen ließen es sich die Bayern nicht nehmen, scharenweise in die Rathäuser zu strömen. Vom 31. Januar bis zum 13. Februar konnten sie sich in die Listen für das Volksbegehren Artenvielfalt eintragen. Initiatoren der Aktion waren unter anderem die Parteien ÖDP und Grüne, Umweltverbände wie der LBV und Kirchengruppen. Der Slogan „Rettet die Bienen“ war dabei vor allem eine Überschrift, denn es geht um viel mehr. Die Befürworter wollen ein besseres Naturschutzgesetz in Bayern. Das Verschwinden der Bienen und anderer Insekten ist schließlich nur die Spitze des Eisbergs, das Problem muss an der Wurzel gepackt werden. Und die sitzt nach wie vor auf den Feldern, bei der intensiven Landwirtschaft.

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Nicht nur Bauern beschuldigen

Halb Bayern befindet sich in landwirtschaftlicher Nutzung und wird langsam, aber sicher zur Agrarwüste. Wer jetzt aber einfach die Bauern beschuldigt, macht es sich zu bequem. Die meisten Landwirte wissen schließlich, dass Insekten „systemrelevant“, also für ein funktionierendes Ökosystem unerlässlich sind. Wird nichts bestäubt, gibt es am Ende auch nichts zu essen. Doch um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, denken die Bauern natürlich in erster Linie wirtschaftlich und beugen sich der Nachfrage des Konsumenten. Und der denkt beim Einkaufen nach wie vor eher an den Sparpreis als an das Wohl der Umwelt.

Großes Ziel: Artenvielfalt

Ins Rathaus zu gehen und eine Unterschrift abzuliefern ist einfach und macht ein gutes Gewissen. Aber die Menschen, die unterzeichnet haben, verstehen hoffentlich, dass ihre Verantwortung dort nicht aufhört. Die Konsequenz ist so einfach wie unerfreulich: Wer der Natur helfen will, muss bereit sein, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben. Denn Ziele wie

  • Artenvielfalt als Priorität
  • weniger Einsatz von Pestiziden
  • blühende Wiesen und mehr Ökolandbau
  • mehr und besser vernetzte Biotope
  • stärkerer Gewässerschutz

sind zwar wichtig und lobenswert, machen es den Bauern aber nicht gerade leichter. Hier muss der Verbraucher helfen und die Landwirte durch den Kauf der richtigen Produkte unterstützen. Nur wenn die Molkereien beispielsweise eine starke Nachfrage nach Bio-Milch verzeichnen, kaufen sie den Bauern diese auch ab. Überhaupt sehen viele Landwirte das Volksbegehren kritisch. Sie fürchten noch mehr Bürokratie, noch mehr Beschränkungen. Vor allem die kleinbäuerlichen Betriebe bangen um ihre Existenz.

Ministerpräsident Markus Söder lädt nun Initiatoren, Umweltschützer und Landwirte an einen Runden Tisch ein. Er möchte eine Lösung finden, die sowohl Umweltschützer als auch den Bauernverband zufriedenstellt. Doch die Zeit der zaghaften Kompromisse scheint in Bayern vorbei zu sein: Wenn der Landtag die Forderungen nicht umsetzt, kommt es zum Volksentscheid. Dann liegt es in der Hand der Bevölkerung, ob die Initiative umgesetzt wird. Und bisher sieht es gut aus: Die Bienen bekommen menschlichen Rückenwind.

Wie stark sich unser Alltag verändern würde, wenn die Bienen nicht mehr da wären, zeigte bereits ein Supermarkt in Hannover. Dort räumten die Mitarbeiter zusammen mit dem NABU alles aus den Regalen, was nur durch Bienenbestäubung produziert werden kann – und öffneten dann ohne Vorwarnung für Kunden.

Nicht nur die Bauern sind in der Verantwortung. Jeder, der einen Garten oder eine andere Fläche gestalten kann, sollte mithelfen! Tipps für einen bienenfreundlichen Garten findet ihr zum Beispiel beim NABU, auf bee careful oder auch bei OBI.

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