Sing meinen Song – Warum imitieren Vögel andere Arten?
Der Charme von Papageien und Wellensittichen liegt für viele Haustierhalter darin, dass sie menschliche Stimmen nachmachen können. Doch auch in der Natur ist die Imitation unter Vögeln verbreitet und gibt den Forschern bis heute Rätsel auf.
Warum singen Vögel?
Dass unsere Singvögel überhaupt all ihre mehr oder weniger lieblichen Melodien erklingen lassen können, verdanken sie ihrem gut ausgebauten Stimmapparat, dem Syrinx. Der Gesang hat für die Singvögel, die übrigens eine Unterordnung der Sperlingsvögel sind, verschiedene Funktionen. Hört ihr zwei Amselmänner singen, unterhalten sie sich höchstwahrscheinlich nicht über die Schönheit des Tages, sondern fechten über ihren Gesang Revierkämpfe aus. Auch zur Balz stellt der Gesang vor allem für die Männchen verschiedener Arten ein wichtiges Mittel dar, um den Vogeldamen zu imponieren. Gesang und Rufe dienen außerdem dem Zusammenhalt zwischen Paaren und Gruppen und zur Kommunikation untereinander. Die meisten verschiedenen Strophen beherrscht die Nachtigall, Goldammern wiederum sind sehr ausdauernd und schaffen an die 7.000 Strophen am Tag.
Warum imitieren Vögel?
Viele Menschen wissen gar nicht, dass es zahlreiche Vogelarten gibt, die andere Arten nachahmen. Zu den bekanntesten gehört wohl der Star, der in seinen vielfältigen Gesang immer wieder Partien aus anderen Vogelstimmen einfließen lässt. So hört man aus seinem Schnabel öfter Töne, die eigentlich zu Kiebitzen, Wachteln oder auch Mobiltelefonen gehören.
Die Amseln „vererben“ ihre Kompositionen gewissermaßen, denn viele Jungvögel übernehmen Strophen vom Vater. Doch auch Amseln imitieren ihre Umwelt und die Vögel darin, etwa Spechte und Meisen.
Ein Vogel, der ebenso scheu wie gesanglich talentiert ist, ist der Leierschwanz in Australien. Aufgrund seines zurückgezogenen Lebens im Wald werdet ihr den pompösen Vogel selbst dann nur schwer entdecken, wenn ihr nach Australien reist. Doch vielleicht wird es euch so vorkommen, als säßen mehrere verschiedene Vögel singend an der gleichen Stelle im Wald – das könnte ein Leierschwanzmännchen sein. Sein Gesang ist eine Mischung aus dem eigenen Repertoire und vielen verschiedenen angeeigneten Tönen.
Auch Laubenvögel gehören zu den talentiertesten Imitatoren in der Vogelwelt. Forscherinnen aus Großbritannien fanden allerdings heraus, dass sich vor allem Fleckenlaubenvögel nur an den „Originalsongs“ anderer Arten vergreifen, nicht an den Kompositionen ihrer Artgenossen. So ahmten die getesteten Männchen Gesänge von Keilschwanzweihen und Schwarzkehl-Krähenwürgern nach.
Warum imitieren Vögel nun aber die Gesänge verschiedener Arten? Diese Frage ist noch nicht geklärt. Es könnte eine Strategie sein, um den Balzgesang vielfältiger zu machen. Eine andere Theorie ist, dass kleinere Vögel sich und ihr Revier verteidigen, indem sie den Gesang größerer Singvögel nachahmen und so gefährlicher erscheinen.
Foto: Ettore Balocchi (Lizenz: CC BY 2.0)