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Vogelwelt

Küken für die Uferschnepfen – Gefährdung und Hilfsprojekte

Küken für die Uferschnepfen – Gefährdung und Hilfsprojekte

 

Die Uferschnepfe hat es auf die Vorwarnstufe der weltweiten Roten Liste bedrohter Arten geschafft. Eine traurige Entwicklung. In Deutschland gibt es bereits mehrere Projekte, die sich mehr Küken für die Uferschnepfen zum Ziel gemacht haben.

Würden Kinder tatsächlich vom Klapperstorch gebracht, hätten die Uferschnepfen leichtes Spiel. Sie müssten einfach höflich bei ihrem Artgenossen anfragen, ob er denn nicht eine größere Lieferung für sie ermöglichen könnte. Aber leider hängt ihr Bruterfolg nicht vom Wohlwollen Meister Adebars ab.

Vielmehr sorgt die intensive Landwirtschaft und das Verschwinden von Feucht- und Salzwiesen dafür, dass der Bestand der Limikolenart stark zurück geht. In den 1980er Jahren lebten noch 20.000 Paare in Deutschland, 2009 waren es bereits nur noch 4.000.

Schirmart für den Wiesenvogelschutz

Waren die langbeinigen Vögel früher auch im Binnenland noch weit verbreitet, sind sie heute größtenteils nur noch an den Küsten zu finden. Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sind die Bundesländer mit den größten Beständen. Entlang der Nordseeküste, auf ihren vorgelagerten Inseln und in einzelnen Naturschutzgebieten wird eifrig für den Schutz der Vögel gearbeitet.

Übrigens hängt an diesem Ziel noch einiges mehr. Fühlt sich erst die Uferschnepfe mit ihren außergewöhnlichen Ansprüchen in einem Gebiet wohl, ziehen andere Arten erfolgreich nach. Kampfläufer, Alpenstrandläufer, Kiebitz, Bekassine, Rotschenkel und Wachtelkönig sind ebenso gefährdet und würden von größeren Feuchtgebieten ebenso profitieren.

Trockene Wiesen, Gefahr durch Fuchs & Co.

Am Beispiel der niedersächsischen Elbmarschen zwischen Hamburg und Cuxhaven lässt sich das größte Problem demonstrieren. Hier erhebt sich der große Elbdeich, dessen Hinterland lange Überschwemmungsgebiet war. Regelmäßig trug das Wasser neue Nährstoffe dorthin und hielt die weitläufigen Wiesen immer feucht. Ab 1970 wurden diese Wiesen jedoch trocken gelegt und umgepflügt, schließlich als landwirtschaftliche Flächen genutzt. Solche Maßnahmen schlagen Vögel wie die Uferschnepfe in die Flucht. Denn ganz besonders in der Brutzeit brauchen sie Würmer, die sie mit ihren langen Schnäbeln aus dem Boden ziehen. Ist dieser jedoch nicht feucht genug, funktioniert die Nahrungssuche nicht und die Uferschnepfen können ihre Küken nicht ernähren.

Da die Uferschnepfen zu den bodenbrütenden Limikolen gehören, droht ihnen große Gefahr durch verschiedene Jäger. Füchse, Iltisse und Marderhunde räubern die Nester aus. Sogar Igel, Ratten und wilde Katzen schrecken nicht davor zurück, die kostbaren olivgrünen Eier zu stibitzen.

Küken für die Uferschnepfen!

Was aber kann nun gegen die Gefahren unternommen werden? In verschiedenen Projekten sorgen Naturschützer vor allem dafür, dass die Feucht- und Salzwiesen nicht verloren gehen. In Gebieten wie dem Beltringharder Koog oder in den Marschen der Inseln Langeoog und Norderney wurden bereits Flächen wiedervernässt – mit positiver Auswirkung auf die Limikolen. Auf anderen Inseln wurden auch Sommerdeiche geöffnet, um die Salzmarschen wieder einer natürlichen Überflutung auszusetzen. Denn nur wenn der Boden ausreichend feucht ist, können die Langschnäbel genug Nahrung für sich und ihre Küken finden.

Uferschnepfen bei der Paarung

Auch die Nutzung der Wiesen durch den Menschen muss sich ändern. Interessant ist, dass die Flächen nicht ganz ohne Bewirtschaftung bleiben dürfen, denn dann wachsen die Pflanzen zu hoch für die Uferschnepfen. Ideal ist niedriges, artenreiches Grünland mit verschiedenen Blüten und Insekten. Um das zu erreichen, ist eine sanftere Landwirtschaft mit später Mahd ein guter Weg. An der Unterelbe etwa hilft eine bestimmte Anzahl Rinder, die Pflanzen kurz zu halten – einfach indem sie nach Herzenslust futtern.

Gegen Prädatoren wie den Fuchs helfen die kürzeren Pflanzen ebenfalls, denn so können sie sich nicht unbemerkt anschleichen. Werden außerdem noch Büsche und Sträucher zurückgeschnitten, fallen unerwünschte Besucher sofort auf. Im Beltringharder Koog wurde sogar eine rundum von Wasser geschützte Brutinsel geschaffen, die für Räuber unerreichbar ist.

An einigen Orten gibt es zwar wieder mehr Küken für die Uferschnepfen, aber insgesamt ist es noch ein weiter Weg, bis die Art wieder völlig gesichert ist. Wenn ihr also die Möglichkeit habt, gefährdete Vögel und ihren Lebensraum zu beobachten und zu beschützen, tut es. Wir alle werden mit einer vielfältigeren und gesünderen Natur belohnt.

Beitragsbild: Andreas Trepte (Lizenz CC BY 2 .0)

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