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Vogelgesang im Winter

Vogelgesang im Winter

Der Winter ist oft eine triste Jahreszeit für Vogelfreunde. Nachdem die spektakulären Züge der Kraniche und anderen Zugvögeln im Spätherbst vorbei sind, wird es ruhiger in unserer heimischen Vogelwelt. Doch auch im Winter bleiben zahlreiche Vögel bei uns. Manche von ihnen versüßen die kalte Winterluft bereits jetzt mit ihren Gesängen. Doch warum tun sie das? In unserem neuen Artikel klären wir die Fragen, warum einige Vögel bereits im Winter singen und zeigen, welche Vogelstimmen bereits ab Dezember erfreuen.

Die Stimmen der Vögel: Gesang vs. Rufe

Besonders Neulinge unter den Hobbyornithologen fragen sich immer wieder, warum sie den Gesang eines naheliegenden Vogels bereits im tiefsten Winter vernehmen. Schließlich singen Vögel zur Verteidigung ihres Reviers oder um potenzielle Partner von der Schönheit ihres Gesangs zu überzeugen. Im Winter sollten solche Funktionen weniger relevant sein, denn die Brutzeit beginnt erst im Frühjahr. Um zu erklären, warum wir die Stimmen einiger Vögel dennoch zur kalten Jahreszeit vernehmen, müssen wir zunächst zwischen Singen und Rufen unterscheiden. 

Zwar ist es richtig, dass die meisten Vögel im Winter nicht singen, da die Paarungs- und Brutzeit erst im Frühling beginnt, dafür verwenden Vögel das ganze Jahr über ihre Stimme für die Kommunikation untereinander. Das wird dann als Rufen bezeichnet. Die Rufe der Vögel sind weniger komplex als die Gesänge und haben ganz praktische Funktionen. So nutzen die Vögel ihren Ruf, um sich gegenseitig vor Gefahren zu warnen oder Kontakt zu anderen Artgenossen aufzunehmen. Vögel, die also das ganze Jahr über bei uns bleiben, wie etwa Amseln oder Stare, lassen auch in den Wintermonaten ihre Rufe ertönen.

Singvögel im Winter

Allerdings verwenden manche Vögel ihre Stimmen im Winter nicht nur für Rufe, sondern singen tatsächlich bereits. Standvögel, wie die Rotkehlchen zum Beispiel, sind das ganze Jahr über äußerst eigensinnig und verteidigen ihr Revier durch Gesänge selbst bei eisigen Temperaturen. Nach Weihnachten gesellen sich viele andere Singvögel zum Vogelkonzert dazu. Das liegt allerdings nicht am Klimawandel, denn für viele Vögel ist der Januar eine normale Zeit, um mit ihren Gesangseinlagen zu beginnen. Der Gesang der Vögel wird nicht nur durch wärmere Tage, sondern vor allem durch Helligkeit stimuliert. Wenn also im Januar die Tage wieder etwas länger und heller werden, aktiviert sich der Hormonhaushalt der gefiederten Sänger und regt sie zum Singen an. 

Blau- und Kohlmeisen sind in der Regel die ersten heimischen Sänger, die im Januar ihre Stimmen ertönen lassen. Dazu gesellen sich Zaunkönige, die ebenfalls fast das ganze Jahr über ihre Lieder trällern. Da sie oft in der Nähe von fließenden Gewässern leben, ist ihr Gesang für den kleinen Körper recht laut, schließlich müssen sie das Rauschen der Bächer übertönen. Nach und nach kommen im Januar und Februar immer mehr Vogelarten dazu, die bereits mit dem Singen beginnen. Hier gibt es dann tatsächlich einen Zusammenhang mit dem sich verändernden Klima. Durch die milden Winter kommen viele Zugvögel bereits früher nach Deutschland und bereichern Wälder und Wiesen mit ihrem Gesang

Für viele Vögel ist der Wintergesang die Einstimmung auf den Gesang während der Brutzeit. Wissenschaftler konnten in einer Studie der Zeitschrift “The American Naturalist” herausfinden, dass einige Vögel den Winter auch zum Üben nutzen. Der Drosselrohrsänger zum Beispiel nutzt die Zeit in seinem Winterquartier, um seinen Gesang für das kommende Frühjahr zu verbessern. Auch für unsere Vögel gilt also: Gutes Singen will geübt sein. Wenn ihr lernen wollt, wie ihr die Vögel anhand ihres Gesanges erkennt, könnt ihr das in einem anderen Artikel von uns nachlesen.

Titelbild von NickyPe auf Pixabay

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