Die Kegelrobbe: Leben zwischen Land und Meer

Name | Kegelrobbe (Halichoerus grypus) |
Größe | 1,8 – 2,6 Meter |
Verbreitung | Küsten des Nordatlantiks (besonders rund um Großbritannien, Irland und die deutsche Ostseeküste) |
Lebensraum | Küstennahe Meeresgebiete, Sandbänke, Felseninseln und Strände |
Nahrung | Hauptsächlich Fische, aber auch Tintenfische, Krebstiere und andere Meerestiere |
Kegelrobben sind faszinierende Tiere – sie sind nicht nur die größten Meeressäuger in deutschen Gewässern, sondern auch beeindruckende Jäger. In diesem Artikel erfährst du, wie sie aussehen, wo sie leben und wie sie sich verhalten. Lies außerdem, wo du Kegelrobben in Deutschland besonders gut beobachten kannst.
Aussehen
Die Kegelrobbe ist der größte frei lebende Meeressäuger in deutschen Gewässern und beeindruckt schon allein durch ihre stattliche Erscheinung. Sie gehört zur Gruppe der Wasserraubtiere (Pinnipedia) und ist wie auch der Seehund ein Mitglied der Hundsrobbenfamilie (Phocidae). In der Ostsee lebt eine eigene Unterart, die Ostseekegelrobbe (Halichoerus grypus balticus). Diese ist besonders gut an das Leben in der Ostsee angepasst.
Typisch für die Kegelrobbe ist der namensgebende, kegelförmige Kopf mit weit auseinander stehenden Nasenlöchern und großen, runden Augen. Männchen sind leicht von Weibchen zu unterscheiden. Sie haben einen besonders kräftigen Körperbau, einen massigen Hals und eine breite Schnauze. Weibchen wirken insgesamt zierlicher. Auch in Größe und Gewicht unterscheiden sich die Geschlechter deutlich: Während Männchen bis zu 2,6 Meter lang werden und über 300 Kilogramm wiegen können, erreichen Weibchen meist nur eine Länge von 1,8 bis zwei Metern und wiegen 100 bis 150 Kilogramm.
Die Fellfärbung kann ganz unterschiedlich aussehen: Weibchen sind oft hellgrau mit dunklen Flecken, während Männchen oft dunkler mit helleren Zeichnungen erscheinen. Diese Muster sind bei jeder Kegelrobbe einzigartig. Einmal im Jahr, während des Fellwechsels im Frühjahr, erneuern Kegelrobben ihr Haarkleid. Diesen Vorgang kann man an Stränden gut beobachten.
Vorkommen
Das Verbreitungsgebiet der Kegelrobbe erstreckt sich von Nordamerika über Grönland und Island bis hin zu den Küsten Skandinaviens und der Ostsee. In Deutschland sind Kegelrobben vor allem an der Nord- und Ostseeküste anzutreffen. Ihr bevorzugter Lebensraum sind flache, ruhige Gewässer in Küstennähe. Dort halten sie sich zum Ausruhen und zur Fortpflanzung auf Sandbänken, Felseninseln oder unbewohnten Stränden auf. Besonders häufig lassen sich Kegelrobben in den Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Vorpommersche Boddenlandschaft beobachten. Auf der Insel Helgoland in der Nordsee und den nahegelegenen Inseln wie Amrum und Sylt gibt es ebenfalls Beobachtungsmöglichkeiten.
Verhalten und Wissenswertes
Da Kegelrobben ausgezeichnete Schwimmer und Jäger sind, verbringen sie den Großteil ihres Lebens im Wasser. Dort können sie Geschwindigkeiten von bis zu 30 km/h erreichen. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Fischen wie Hering, Dorsch und Sprotte, aber auch Tintenfische und Krebse stehen auf dem Speiseplan. Bei der Jagd verlassen sie sich auf ihren ausgeprägten Tastsinn und ihr hervorragendes Gehör – sogar unter Wasser. Sie können mehrere Minuten lang tauchen und in Tiefen von über 200 Metern vordringen.
Die Fortpflanzungszeit der Kegelrobbe beginnt im Spätherbst. In dieser Phase versammeln sich Kegelrobben an sogenannten Wurfplätzen an Land. Die Weibchen bringen nach einer Tragzeit von etwa elf Monaten ein einzelnes Jungtier zur Welt. Die Jungtiere haben ein dichtes, weißes Fell. Sobald sie nach etwa drei Wochen beginnen, ins Wasser zu gehen, verlieren sie das weiße Fell. Männchen kämpfen in dieser Zeit oft um das Paarungsrecht mit den Weibchen und liefern sich dabei beeindruckende Rangkämpfe. Obwohl Kegelrobben eher Einzelgänger sind, können sie sich an Land in größeren Gruppen versammeln. Sie sind zudem sehr ortstreu und kehren häufig an dieselben Ruhe- oder Wurfplätze zurück.
Schon gewusst? Kegelrobben können über 25 Jahre alt werden. Außerdem besitzen sie ein bemerkenswertes Gedächtnis für Laute und erkennen einander an ihrer Stimme – besonders wichtig zwischen Mutter und Jungtier. Trotz ihrer Größe und Kraft sind sie an Land eher unbeholfen, dafür aber im Wasser erstaunlich wendig und elegant.
Titelfoto: iStock.com/BjornStefanson