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Allgemein Vogelwelt

Dein Haus ist mein Haus – Vogelschutz im Gebäudebau

Dein Haus ist mein Haus – Vogelschutz im Gebäudebau

Vogelschutz im Gebäudebau? Wie soll das gehen, wo doch der Großteil der Eigenheimbesitzer schon angesichts von etwas Taubendreck auf dem Balkon die Krise bekommt? Die Antwort findet sich leichter als gedacht.

Mensch und Tier unter einem Dach?

Viele Menschen, die tagtäglich in ihrem Wohnhaus ein und aus gehen, denken dabei gar nicht daran, wie vielschichtig und ausgeklügelt die Architkektur ist, die ihnen ein Dach über dem Kopf bietet. Vor allem Altbauten sehen dazu noch sehr ästhetisch aus – allerdings steht bei ihnen nicht mehr jeder Stein exakt auf dem anderen. Nischen und kleine Hohlräume fallen uns meist nicht auf, sind aber für Vögel und Fledermäuse oft die Rettung.

Arten, die diese Möglichkeit nutzen, nennt man Gebäudebewohner. Natürlich brüten sie nicht von Natur aus in Häuserspalten, sondern sehen sich dazu gezwungen, weil von ihren natürlichen Lebensräumen oft nicht mehr viel übrig ist. Und auch diese Ersatzwohnstätten sind in Gefahr.

Leider wird der Tier- und Artenschutz bei Baumaßnahmen immer wieder nicht berücksichtigt. Nutzen Vögel zum Beispiel eine bestimmte Nische am Haus saisonal und kommen immer wieder, darf diese Nische eigentlich nicht geschlossen werden, etwa bei Sanierungen. Doch noch schlimmer als ausgesperrte Tiere sind solche, die bei Bauarbeiten in ihren Unterschlupfen eingeschlossen werden und qualvoll sterben, denn auch das kommt vor.

Tipps für den Vogelschutz im Gebäudebau

Um das zu ändern, hat der NABU eine Broschüre mit Lösungsansätzen veröffentlicht, die auf der Bachelorarbeit der Leipziger Studentin Jule Hinkel basiert.

Schon im so genannten Traufbereich, also dem Raum zwischen Hauswand und Regenrinne, könnten durch einige Feinheiten Lebensräume geschaffen werden, ohne menschliche Bewohner zu stören. Haussperling, Mauersegler und Fledermäuse (beispielsweise die Breitflügelfledermaus, die ihr Quartier stets von unten anfliegt) können durch verschieden große Öffnungen hereinfliegen und in abgetrennten Hohlräumen ruhen oder nisten.

Vor allem Fledermäuse sind flexibel und schlüpfen auch in schmale Hohlräume unter Dachziegeln und hinter Wandverkleidungen. In die Wanddämmung können zudem kleine Hohlräume für Sperlinge und Mauersegler eingebaut werden. Für Mehlschwalben, die ihre runden Nester selbstständig aus Lehm bauen, reicht eine horizontale Leiste an der Fassade (mindestens 4 Meter über dem Erdboden) als Nisthilfe. Dabei ist allerdings auch noch ein Kotbrett unterhalb des Nestplatzes sehr zu empfehlen, damit es nicht zu bösen Überraschungen auf den Balkonmöbeln kommt.

Mit der Bachelorarbeit von Jule Hinkel, auf der die Broschüre des NABU basiert, haben Bauherren und Architekten nun konkrete Lösungsvorschläge in der Hand, die hoffentlich auch genutzt werden. Denn für den Bau und uns Menschen bedeuten ein paar Nisträume kaum Aufwand, für Vögel und Fledermäuse sind sie dagegen lebenswichtig. Die komplette Broschüre und die Konstruktionszeichnungen findet ihr hier kostenlos zum Download.

  • Übrigens könnt ihr die Vögel auch unterstützen, indem ihr beispielsweise Nistkästen aufhängt, die sich auch recht einfach selbst bauen lassen. Auf unserem Blog findet ihr auch Anleitungen für eine Vogeltränke und eine Futterglocke.

Foto: Ingrid Taylar (Lizenz: CC BY 2.0)

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