Schwer verletzt, angreifbar, flugunfähig – So präsentieren sich die Elternvögel einiger Vogelarten, wenn sich ein Feind dem Nest nähert. Der Fachbegriff dafür ist das Verleiten. In diesem Beitrag erfahrt ihr:
- warum Vögel verleiten.
- wie Vögel verleiten.
- wer besonders gut täuschen kann.
Verleiten als Lebensretter
Wenn Tiere bedroht werden, kennen Sie vorrangig zwei Reaktionen: Die Flucht oder den Angriff. Auch Vögel treffen diese Entscheidung, abhängig von verschiedenen Faktoren. So analysieren sie in kurzer Zeit die Situation, schätzen den Gegner und die eigenen Chancen ein und finden heraus, wohin sie fliehen können.
Während der Brutsaison weitet sich dieses Verhalten der Vögel auch auf ihre Jungen aus. Als verantwortungsvolle Eltern begeben sie sich dann bewusst in Gefahr, um ihre Nestlinge zu beschützen. Dann heißt es nicht „Rette sich, wer kann!”, stattdessen werden Fressfeinde an der Nase herumgeführt.
Wie Vögel verleiten
Das Verleiten ist ein besonderes Verhalten, das darauf ausgerichtet ist, mögliche Fressfeinde vom Nest fernzuhalten. Einige Vögel haben dafür Taktiken entwickelt, die sogar Menschen irritieren können. Dazu gehören:
- Imitationen von Verletzungen, wie Humpeln, mit den Flügeln schlagen oder Flugunfähigkeit vortäuschen
- Klagelaute, um die Aufmerksamkeit des Feindes zu gewinnen
- Vortäuschen des eigenen Todes oder Sterbens
Ist ihnen die Aufmerksamkeit sicher, entfernen sie sich weiter vom Nest und halten so den potentiellen Angreifer von den Jungtieren fern. Zusätzlich verlässt auch der brütende Partner das Nest. Diese sind bei Bodenbrütern ideal getarnt, weshalb die Elternvögel sicherstellen, dass die Nester weiterhin kaum auszumachen sind. Manchmal sucht der Partner sogar ein „Ersatznest”, auf das er sich setzt und vorgibt, zu brüten. Ist die Gefahr gebannt, kehren sie auf Umwegen zum Nest zurück, um neugierige Beobachter auf eine falsche Fährte zu locken.
Verleitende Vögel
Vor allem Bodenbrüter haben sich die Kunst des Verleitens angeeignet. Typische Vertreter sind zum Beispiel der Kiebitz oder die Regenpfeifer, die sich wahrlich leidenschaftlich ins Zeug legen. Aber auch Rebhühner, Schnepfen, Fasane und das Blässhuhn sind hingebungsvolle Verleiter. Obwohl das Nest zwar nahezu perfekt getarnt ist, können im hohen Gras herum schleichende Katzen und andere Fressfeinde eine akute Bedrohung für den schutzbedürftigen Nachwuchs sein.
Auch Menschen werden zuerst als Gefahr angesehen. Zugegeben, das Verleiten wirkt auf uns äußerst unterhaltsam, jedoch bedeutet es für die Vögel Stress. Deswegen solltet ihr den brütenden Vögeln auf gar keinen Fall zu nahe kommen oder dieses Verhalten anderweitig provozieren. Als Ersatz haben wir hier ein kurzes Video eines Sandregenpfeifers für euch:
Du interessierst dich für Vögel und willst mehr über Bodenbrüter wissen? Auf unserem Blog Vogel und Natur findest du alles Wissenswerte rund um diese Themen. Lies hier zum Beispiel mehr zur großen Lerchenfamilie, die schauspielerische Waldammer oder den eleganten Jungfernkranich.
Titelfoto von Joshua J. Cotten auf Unsplash
