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Die Schwarze Sonne – Starschwärme an der deutsch-dänischen Grenze

Die Schwarze Sonne – Starschwärme an der deutsch-dänischen Grenze

Schwarze Sonne – was nach einer Metal-Band klingt, ist in Wirklichkeit ein Naturphänomen. Der Himmel Süddänemarks und Frieslands wird im Herbst und Frühling von riesigen Vogelschwärmen verdunkelt. Eine Reise zum Luftballett der Stare lohnt sich.

Über die Schwarze Sonne

In der Region um Tønder an der deutsch-dänischen Grenze gibt es eine Sonnenfinsternis der besonderen Art zu bestaunen. Hunderttausende Zugvögel sammeln sich hier und bilden an ihrem Rastplatz atemberaubende Formationen am Himmel. Die Vögel – überwiegend Stare – machen hier Rast auf dem Weg in ihre südlichen Überwinterungsgebiete. Zu Sonnenaufgang und -untergang verdunkeln die Vögel in immer wieder neuen Flugformationen die Sonne, die somit zu einer schwarzen Sonne (dänisch: sort sol) wird. Einheimische bezeichnen das Spektakel als Luftballett.

Die sich immerzu wandelnden Trichter, Spiralen und Wolken erinnern ein wenig an einen Bienenschwarm, aber auch an einen einzigen riesigen wabernden Organismus am Himmel. Ralf Stork, dessen Naturführer Deutschlandsafari wir kürzlich rezensiert haben, beschreibt seine Eindrücke so: „Jedes Mal wenn die Stare die Richtung ändern oder in den Landeanflug übergehen, wechselt das Bild dramatisch. Eben noch waren es Tausende kleiner Punkte am Himmel. Wenn sie die Flügel öffnen werden sie plötzlich zu einer schwarzen Wand (…). Durch dieses Wechselspiel sieht es so aus , als würden die Vogelwolken pulsieren.“

Über die Stare

Stare sind in der Vogelwelt Massenware, soviel wird spätestens beim Anblick der Schwarzen Sonne klar. Doch gewöhnlich sind sie keineswegs: Wie ihr in unserem Staren-Steckbrief nachlesen könnt, beherrscht der Überlebenskünstler neben seinen Formationsflügen auch die Kunst der Imitation. Handys, Hunde und sogar Menschen ahmt er gekonnt nach.

Auf ihren Reisen zwischen Norden und Süden erreichen die Stare eine Fluggeschwindigkeit von bis zu 75 Stundenkilometern und fliegen manchmal Tausend Kilometer ohne Pause. An den nordischen Marschen lassen sie sich nieder, um sich auf den Vogelzug vorzubereiten. Auch für ihre spektakulären Flugformationen gibt es eine Erklärung: Jede Formation richtet sich nach einem bestimmten Angreifer, zum Beispiel Falken, Habichte, Wiesen- oder Kornweihen.

Über die Sort Safari

An der deutsch-dänischen Grenze bilden sich nicht nur am Himmel, sondern auch am Boden Schwärme. Jedes Mal sind an die 45.000 Dänen anwesend. Das deutsche Interesse ist bisher eher gering – ein Grund mehr für euch, das Spektakel von deutscher Seite aus zu betrachten. Im Südwesten Jütlands, auf dem Gebiet der heutigen Großgemeinden Tønder und Esbjerg und im zu Deutschland gehörenden Kreis Nordfriesland könnt ihr die schwarze Sonne sehen. Führungen gibt es auf dänischer Seite von dem Unternehmen Sort Safari (schwarze Safari), aber auch Individualanreise an Orte wie das nordfriesische Aventoft ist möglich. Zu bestaunen ist die Schwarze Sonne zweimal jährlich, Ende März bis Ende April und Mitte September bis Mitte Oktober. Zum Sonnenaufgang könnt ihr die Stare fast allein beobachten, abends hingegen müsst ihr nur den Menschenströmen folgen.

Weitere Informationen

Foto: © Niels Linneberg / flickr.com (CC Lizenz)

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