Neuntöter – kleiner Vogel mit makabrem Namen
Name | Neuntöter (Lanius collurio) |
Größe | ca. 16-18 cm |
Verbreitung | von Nordspanien bis nach Israel |
Lebensraum | Wiesen, Weideland mit ausreichenden Hecken, Moore |
Brutzeit | Mai bis Juli |
Nahrung | Insekten, kleine Säugetiere, Amphibien |
Der Neuntöter hat zwar ein gefährlich klingenden Namen, er ist aber mit seiner Größe von maximal 18 Zentimeter ein eher zierlicher Vogel. Warum unser Vogel der Woche trotzdem diesen markanten Namen hat, erfahrt ihr in diesemArtikel.
Aussehen
Im Niederdeutschen wird der Neuntöters auch Dickkopp genannt, was seine Proportionen sehr gut beschreibt. Insgesamt ist der Vogel recht klein – unter den Würgern ist er die kleinste Gattung in Mitteleuropa – sein Kopf hingegen scheint überproportional groß im Verhältnis zum sonst zierlichen Körper zu sein. Der ausgeprägte Sexualdimorphismus der Vogelart ermöglicht auch ungeübten Vogelbeobachtern die Geschlechtsbestimmung des Neuntöters, da Männchen und Weibchen sich deutlich voneinander unterscheiden. Während der männliche Neuntöter einen rotbraunen Rücken hat, ist seine Brust hellrosa gefiedert. Daher auch sein Name Rotrückenwürger. Besonders markant ist der graue Kopf mit einer schwarzen Gesichtsmaske, die direkt an den kurzen dunklen Schnabel anschießt. Das Neuntöter-Weibchen hat ein eher schlichtes Federkleid: Die komplette Oberseite ist rostbraun und die Brust grau gefiedert. Typisch ist die Schuppung, bzw. Sperberung, des Brustgefieders beim Weibchen. Diese kann jedoch mit zunehmendem Alter verblassen.
Vorkommen
Das Verbreitungsgebiet des Neuntöters erstreckt sich fast über den gesamten europäischen Kontinent. Einzig im Süden Spaniens, Skandinavien und in Großbritannien gibt es keine Vorkommen mehr. Als Zugvogel verlässt der Neuntöter im Laufe des August unsere Breitengerade und verbringt den Winter in wärmeren Regionen südlich des Äquators. Der Lebensraum des Neuntöters besteht aus weiten, offenen Wiesenfläche, die dazu noch genügend Hecken aufweisen müssen, da der Vogel diese zum Jagen benötigt.
Verhalten und Wissenswerte
Da der Neuntöter das ganze Jahr über ein stark territoriales Verhalten aufweist, kann man bei der Beobachtung mehrerer Neuntöter von einer Familie ausgehen. Übrigens lassen sich Neuntöter relativ leicht beobachten, da die Männchen oft weithin sichtbar auf Warten sitzen, um ihr Revier im Blick zu behalten. Besonders interessant ist es, den Neuntöter bei der Aufbereitung seiner Beutetiere zu beobachten. Je nach Art der Beute wird diese nämlich unterschiedlich behandelt. Eine Besonderheit des Neuntöters sind seine ausgefeilten Jagdtechnologien. Meistens wartet er lauernd auf einem Astvorsprung und stürzt sich von diesem auf seine Beute. Am häufigsten jagt der Vogel verschiedene Insekten, die vor dem Verzehr oft aufwändig vorbereitet werden, sodass die unverdaulichen Teile erst gar nicht gegessen werden. Die Jagd verspricht aber nicht immer eine nahrhafte Mahlzeit. Gerade bei Regenfällen hat es der Neuntöter schwer, genügend Nahrung für sich und seine Familie zu finden. Um dem entgegenzuwirken, hat er aber eine raffinierte Taktik entwickelt: Er sammelt seine erjagten Insekten, in dem er sie auf Dornen oder spitzen Astgabeln aufspießt. Dadurch hat der Neuntöter auch an schlechten Tagen ausreichend essen. Der Ursprung seines markanten Namens liegt zwar in dieser besonderen Technik, allerdings spielt ein früher weitverbreiteter Irrglaube auch eine wichtige Rolle. Früher nahm man nämlich an, dass der Neuntöter immer haargenau 9 Insekten auf einem Dornenspieß aufspießen würde. Die Vorgehensweise verschaffte dem Neuntöter auch Namen wie Dorndreher, Neunmörder oder Neunwürger. Titelbild von Denitsa Kireva auf Pexels