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Allgemein Vogelwelt

Wie sehen Vögel?

Wie sehen Vögel?

Lange Zeit gingen Forschende davon aus, dass der Geruchssinn bei den Vögeln keine große Rolle spielt. Das Hören, Sehen und der Geschmack sind die Sinne, die für unsere gefiederten Freunde am wichti

Die meisten Vögel haben sehr gute Augen. Das betrifft längst nicht nur die Greifvögel mit den sprichwörtlichen „Adleraugen“, die aus großer Höhe Hasen, Feldhamster oder Mäuse erspähen.

Auch kleinere Singvögel erkennen über mehrere Meter Insekten, die oft nur wenige Millimeter groß sind. Sie können sie in kürzester Zeit anpeilen und sogar im Flug aus der Luft schnappen. Gerade Flugakrobaten wie Mauersegler und Schwalben haben diese Fähigkeit perfektioniert. Selbst Meisen, die eher zu den Sammlern unter den Vögeln gehören, erkennen in Sekundenschnelle winzige Insekteneier.

Zudem brauchen die Vögel ihren guten Sehsinn längst nicht nur für die Futtersuche. Sie erkennen damit auch potenzielle Partner und vor allem gefährliche Fressfeinde.

Leistungsstarke Riesenaugen

Welche körperlichen Eigenschaften machen die enorme Sehkraft der Vögel aus? Zunächst einmal sind ihre Augen im Verhältnis zum restlichen Körper viel größer als bei uns Menschen. Zum Vergleich: Unsere Augen nehmen 5 Prozent unseres Schädelvolumens ein, bei den Vögeln sind es um die 50 Prozent.

Auch was die Wahrnehmung von Farben betrifft, sind sie uns einen Schritt voraus, denn Vögel sehen bunter als wir. Menschen haben drei verschiedene „Zapfen“, also Photorezeptoren, die verschiedene Bereiche des Lichts empfangen. Vögel haben noch einen vierten Zapfen, welcher es ihnen erlaubt, im ultravioletten Bereich des Lichts zu sehen. Dies erhöht den Kontrast beim Sehen, sodass zum Beispiel im Wald jedes Blatt deutlich zu erkennen ist. Mehrere Greifvögel können so außerdem den Urin von Wühlmäusen sehen, weil dieser UV-Licht reflektiert.

Greifvögel und Eulen

Apropos Greifvögel: Sie besitzen im Grunde Superkameras. Das Auflösungsvermögen ihrer Netzhaut ist etwa drei bis vier Mal größer als beim Menschen. Deshalb nehmen sie die Dinge viel schärfer wahr. Sie haben zudem ein sehr großes Sehfeld, da sie nach vorne und zur Seite schauen können. Manche haben ein „eingebautes Fernglas“, weil ein Teil ihres Sehfeldes die Objekte vergrößert. Greifvögel, die einen „grimmigen“ Blick zeigen, haben oft dichte Federn über den Augen, die ihnen als Sonnenschutz dienen.

Eulen sehen hervorragend in der Dämmerung, weil ihre Augen besonders groß und lichtempfindlich sind. Sie liegen nebeneinander, sodass die Tiere gut räumlich sehen. Um trotzdem einen Rundum-Blick zu haben, können Eulen ihren Kopf um spektakuläre 270 Grad drehen!

Ihr wollt noch mehr zu den Sinnen der gefiederten Tiere erfahren? Auf unserem Blog lest ihr, wie Vögel hören, schmecken und riechen können.

Titelfoto von Friedrich Frühling auf Pixabay

gsten sind, so die Annahme. Doch nun gibt es neue Erkenntnisse, die darauf hindeuten, dass die Bürzeldrüse und das daraus abgesonderte Sekret einen Geruchssinn bei den Vögeln wahrscheinlich machen. Darüber hinaus dient der Geruchssinn bei einigen Vogelarten auch der Orientierung.

Die Bürzeldrüse

Nahezu alle Vögel verfügen über die sogenannte Bürzeldrüse. Diese ist die einzige Hautdrüse bei den Tieren. Sie befindet sich an der Wurzel ihres Schwanzes auf dem „Bürzel“ und sondert jeden Tag ein öliges Sekret ab. Mit ihrem Schnabel verteilen die Vögel das Sekret auf dem Gefieder, wodurch sie es pflegen und wasserabweisend machen. Vor allem Wasservögel wie die verschiedenen Entenarten schmieren sich mit dem Bürzelöl ein. Aufgrund des unangenehmen Geruchs schreckt es zusätzlich Feinde ab. Bei anderen Arten wie Papageien und Tauben bildet sich die Drüse im Alter zurück. Sie pflegen ihr Gefieder mit einem Puder, dass aus den Spitzen der nachwachsenden Federn gebildet wird.

Forschende haben nun herausgefunden, dass das Öl aus der Bürzeldrüse noch eine weitere Funktion erfüllt. Denn es verändert sich im Laufe der Jahreszeiten und unterscheidet sich bei etwa der Hälfte der untersuchten Vögel zwischen den Geschlechtern. Vor allem während der Paarungszeit ist die chemische Zusammensetzung eine andere als in den restlichen Monaten. Die Vermutung liegt also nahe, dass die Vögel den Geruch des Öls wahrnehmen und deuten können.

Wozu dient der Geruch des Bürzel-Sekrets?

Die Forschenden konnten bei 95 % der untersuchten Vogelarten eine jahreszeitliche Schwankung der Zusammensetzung des Bürzelöls feststellen. Sie stellten zwei Thesen auf, welche Funktion der Geruch des Öls haben könnte:

Die Tarnung des Nestes

Während der Brutzeit enthält das Bürzel-Sekret besonders viel vom organischen Molekül Diester. Da das Öl in dieser Zusammensetzung langsamer verdunstet und die Duftmarke eines ganzen Nestes verändern kann, vermuten die Forschenden, dass die Vogeleltern ihren Nachwuchs vor Fressfeinden schützen wollen. Vor allem bei Bodenbrütern, deren Nester besonders stark bedroht sind, konnte das Öl nachgewiesen werden. Wenn hier beide Partner brüten, verfügen sie über den gleichen Anteil an dem Molekül. Brütet nur ein Partner, ist die Konzentration in seinem Bürzel-Sekret höher.

Die Kommunikation bei der Partnersuche

Dass bei uns Menschen der Geruch eine entscheidende Rolle bei der Partnerwahl spielt, ist keine Neuigkeit. So könnte es auch bei den Vögeln sein. Die Forschenden vermuten, dass die Vögel anhand des Geruchs das Geschlecht des Gegenübers herausfinden können. Außerdem könnte das Sekret Aufschluss darüber geben, ob der Vogel geeignet für eine Partnerschaft ist. Eine weitere These ist, dass Jungtiere ihre Eltern anhand des Geruchs erkennen und wiederfinden können.

Zwar gibt es schon einige Untersuchungen zum Geruchssinn der Vögel. Doch bisher konnten die Vermutungen nur anhand einer sehr dünnen Datenlage unterstützt werden. Es fehlen zum Beispiel Studien dazu, ob Raubtiere den Geruch des Bürzelsekrets überhaupt wahrnehmen können und inwieweit sich die chemische Zusammensetzung zwischen den Geschlechtern bei verschiedenen Vogelarten unterscheidet.

Ihr wollt noch mehr zu den Sinnen der gefiederten Tiere erfahren? Auf unserem Blog lest ihr, wie Vögel hören, schmecken und sehen können.

Titelfoto von Valentin Hintikka auf Pixabay

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