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Allgemein Naturwelt

Die Vogelwelt in Grönland

Die Vogelwelt in Grönland

Nachdem unsere Reihe die “Vogelwelt in…”  uns bisher in diverse tropische Gefilde gebracht hat, betreten wir mit Grönland nun den frostigen Boden der polaren Klimazone. Denn obwohl Grönland größtenteils mit Eis bedeckt ist, hat die riesige Insel eine faszinierende Flora und Fauna – und ist die Heimat für eine beeindruckende Vogelwelt. 

Zahlen und Fakten

Grönland ist 2,2 Millionen Quadratkilometer groß und damit die größte Insel der Welt. Ihre gewaltige Eisschicht ist an manchen Stellen über drei Kilometer dick. Trotz des vielen Eises gibt es im arktischen Sommer auf Grönland auch eisfreie Randflächen, die mit der skandinavischen Tundra zu vergleichen sind. So konnten sich eine Vielzahl an Vogelarten auf der arktischen Insel ansiedeln. Insgesamt gibt es 235 Vogelarten auf Grönland, von denen aber nur 60 ganzjährig dort beheimatet sind. Die anderen Vögel brüten unregelmäßig auf der riesigen Insel oder nutzen sie als Raststation. Endemische Tiere und Vögel gibt es allerdings kaum. Einzig eine Unterart des auch in Kanada und Skandinavien verbreiteten Polar-Birkenzeisigs brütet ausschließlich auf Grönland, im Winter zieht es aber auch diesen Vogel in wärmere Gefilde. 

Zu den häufigsten Vogelarten gehören Kolkrabe, Dreizehenmöwe, Eissturmvogel, Steinschmätzer, Schnee– und Spornammer, Eiderente, Eistaucher, Eisente, Odinshühnchen, Wanderfalke und Alpenschneehuhn. Letzteres bildet die Hauptnahrung für den Gerfalken, welcher der größte echte Falke auf der Welt ist. Er hat sich in großen Teilen Grönlands angesiedelt und erbeutet auch Dreizehenmöwen, Krabbentaucher und junge Schneehasen. Viele Vögel, die auf Grönland leben, sind übrigens größer als ihre in anderen Teilen der Welt verbreiteten Artgenossen, aber schließlich haben es die Vögel anderswo auch nicht mit so einem frostigen Klima zu tun, wie auf Grönland. 

Größere, auf Grönland angesiedelte Brutkolonien bilden zum Beispiel die Krabbentaucher und Küstenseeschwalben. Die Kolonien der Küstenseeschwalbe in der Diskobucht auf Grønne Ejland sind besonders beeindruckend. Die Küstenseeschwalbe bleibt allerdings nur im Sommer. Im Winter reist sie einmal um die Welt, um die kalte Jahreszeit am Südpol zu verbringen. Damit hält die Küstenseeschwalbe übrigens den Rekord für die längste Strecke, die ein Zugvogel vom Brutgebiet bis zum Überwinterungsgebiet zurückliegt.

Nationalvogel Grönlands: Der Seeadler

Grönlands Nationalvogel ist zugleich der größte auf der Insel lebenden Vogel: der Seeadler. Dieser majestätische, auch bei uns vorkommende Vogel besiedelte Grönland vermutlich während der letzten Eiszeit von Island aus. Er ist heute besonders in den Küstenregionen von Nunap Isua / Kap Farvel im Westen Grönlands und in Nassuttooq / Nordre Strømfjord im Norden zu beobachten. 

Die Seeadler werden in der Nationalsprache Grönlands auch Nattoralik genannt. Wie auch andere Vogelarten in der Region, sind die Seeadler auf der arktischen Insel größer als Exemplare außerhalb Grönlands. Im Durschnitt haben sie eine Flügelspannweite von 2 bis 2,45 Metern. So verwundert es nicht, dass der größte jemals gefundene Seeadler mit einer Flügelspannweite von über 2,5 Metern hier gesichtet wurde. 

Der Seeadler spielte bereits in der Folklore der Inuits eine zentrale Rolle. Seine Fähigkeit, sich in einem solch schwierigen Lebensraum als starker Jäger zu behaupten, imponierte dem Selbstverständnis der Ur-Einwohner, die gleichsam mit Jagen und Fischen den harten Lebensbedingungen der Insel trotzen. Als dann im 20. Jahrhundert der Vogel als Nationalvogel vorgeschlagen wurde, stieß dies auf große Begeisterung. Heute leben vermutlich zwischen 150 und 170 Brutpaare auf Grönland. Der Bestand ist durch die nationale Gesetzgebung vor der Jagd geschützt. 

Ein besonderer Ort für die Vogelbeobachtung in Grönland: Die Hauptstadt Nuuk

Zugegeben, mit seinen arktischen Temperaturen, eiskalten Winden und riesigen, von Eis und Schnee bedeckten Flächen ist Grönland sicherlich nicht das beliebteste Reiseziel für Vogelbeobachter. Aber eine Reise kann sich durchaus lohnen, schließlich habt ihr an nicht vielen Orten der Welt die Chance, Polarvögel in einer solchen einzigartigen Kulisse zu bestaunen. Und dafür müsst ihr nicht mal weit ins Landesinnere reisen, ein Besuch in der Hauptstadt Nuuk bietet euch bereits viele Gelegenheiten, die Vogelwelt in Grönland genauer zu studieren. 

Mit seinen rund 17 000 Einwohner ist Nuuk wohl eine der kleinsten Hauptstädten der Welt. Sie hat dafür aber eine besonders große Seeadler-Population, die ganzjährig in der Stadt und ihren Randgebieten zu beobachten ist. Im Süden leben zahlreiche Papageientaucher, die sich ihr Brutgebiet mit den dort ebenfalls vorkommenden Eiderenten teilen. Ein einzigartiges Erlebnis verspricht auch ein Ausflug in den Nuuk Fjord, der für die Inuit heilig ist. Entlang der riesigen Klippen gibt es vereinzelte Bruthänge von Polarmöwen und Dreizehenmöwe, die mit einem Fernglas besonders gut beobachtet werden können. 


Titelbild von Klub Boks auf Pexels

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